Sternbilder

[790] Sternbilder, die Zusammenstellung der Fixsterne in Gruppen, welche man sich unter gewissen Bildern denkt. Schon die Ägyptier kannten die S., namentlich die des Thierkreises (s.d.). Auch die Chaldäer kannten wahrscheinlich S., u. in dem Alten Testament kommt schon der Wagen (Große Bär) vor. Die Griechen legten denselben meist Menschen- u. Thiergestalten aus ihrer Mythologie u. Sagengeschichte unter, auch Figuren von Geräthschaften, Werkzeugen u. anderen Gegenständen. Bei Homer finden sich die Namen der Pleïaden, Hyaden, des Orion, Sirios, der beiden Bären u. des Bootes. Die Römer behielten die griechischen Namen der S. bei, u. so sind dieselben unverändert auf uns gekommen. Versuche Neuerer den S-n andere Namen zu geben sind erfolglos gewesen, so wollten Schiller u. Schikard im 18. Jahrhundert an die Stelle der alten heidnischen Namen biblische setzen, Weigel wollte aber Wappen statt derselben einführen. Gegen Ende des 16. Jahrh. bestimmte Johann Bayer (s.d. 1) die S. genauer u. fing an die vorzüglichsten Sterne derselben nicht mehr durch griechische u. arabische Eigennamen, sondern durch die Buchstaben des griechischen Alphabetes so zu bezeichnen, daß der größte Stern jedes S-s stets die Bezeichnung α, der zweitgrößte β u. so fort erhielt. Andere wählten dafür große lateinische Buchstaben, s.u. Sternkatalog. Eine ähnliche Bezeichnung hatte schon 1560 Alessandro Piccolomini einzuführen gesucht u. sie auch in seiner Sfera del mondo (Vened. 1573) aufgenommen, jedoch erfolglos, da sein Atlas außerhalb Italien wenig bekannt u. auch dort selbst sehr bald wieder vergessen wurde. Die bekanntesten S. sind: A) Die 48 alten od. Ptolemäischen S., welche sich schon im Almagest finden, sind: a) die 12 im Thierkreise: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Wage, Scorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische; b) 21 in der nördlichen Halbkugel: Großer u. Kleiner Bär, Drache, Kepheus, Kassiopeïa, Andromeda, Perseus, Pegasus, Kleines Pferd, Nördlicher Triangel, Fuhrmann, Bootes, Nördliche Krone, Ophiuchus, Schlange, Hercules, Adler, Pfeil, Leyer, Schwan, Delphin; c) 15 auf der südlichen Halbkugel: Orion, Walfisch, Eridanus, Hase, Kleiner u. Großer Hund, Hydra, Becher, Rabe, Centaur, Wolf, Altar, Südlicher Fisch, Schiff Argo, Südliche Krone; später, man weiß nicht recht zu welcher Zeit, hinzugefügte: das Haar der Berenice u. Antinous. B) Aus den noch übrigen a) am nördlichen Himmel zerstreuten Fixsternen bildeten die Neuern folgende S.: Sobieskys Schild, Einhorn, Kamelopard, Astronomischer Sextant, Jagdhunde, Kleiner Löwe, Lynx, Fuchs mit der Gans, Eidechse, Kleiner Triangel u. Cerberus. Auf der nördlichen Halbkugel sind von Verschiedenen in der neueren Zeit noch S. vorgeschlagen: Rennthier, Vogel Einsiedler, Erntehüter, Poniatowskischer Stier, Friedrichs Ehre, Brandenburgisches Scepter, die Harfe Georgs, Herschels Teleskop, Buchdruckerpresse, Elektrisirmaschine, Log keine, Luftballon, Mauerquadrant, Katze etc., jedoch sind diese Namen nicht allgemein anerkannt u. einige, wie das von der Universität Leipzig 1811 aufgestellte Napoleonsgestirn, wurden gar nicht aufgenommen. b) Am südlichen Himmel kamen im 16. Jahrh. kurz nach Amerikas Entdeckung folgende zu den schon bekannten hinzu: Indianer, Kranich, Phönix, Fliege, Südlicher Triangel, Paradiesvogel, Pfau, Amerikanische Gans, Wasserschlange, Schwertfisch, Fliegender Fisch, Chamäleon; hierzu setzte Halley 1675, bei seinem Aufenthalt auf Helena, die Karlseiche, Royer 1679 das Südliche Kreuz u. die Taube Noä, wie auch als zwei Sternzeichen am südlichen Himmel die Große u. Kleine Wolke. Außerdem befindet sich am südlichen Himmel zwischen dem Kreuz u. den Füßen des Centaur in der Milchstraße ein birnförmiger Fleck, welcher durch seine Dunkelheit von der umgebenden dort gerade sehr hellen Milchstraße auffallend absticht, Kohlensack genannt; u. in der Nähe des Südpols, weit von der Milchstraße entfernt, stehen zwei große Nebelmassen, die Magellans- od. Capwolken genannt. Lacaille endlich vermehrte bei seinem Aufenthalt auf dem Cap der guten Hoffnung 1750 die S. noch mit folgenden: Bildhauerwerkstatt, Chemischer Ofen, Pendeluhr, Rautenförmiges Netz, Grabstichel, Staffelei, Seecompaß, Seeoctant, Luftpumpe, Zirkel, Lineal u. Winkelmaß, Teleskop, Mikroskop, Tafelberg. Vgl. Bode, Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels, Berl. 1823, 9. Aufl.; Bode, Réprésentation des astres sur 34 planches, ebd. 1782, Fol.; Herschel, Über den Bau des Himmels, Dresd. 1830.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 790.
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