Frage

[452] Frage, 1) (Gramm.), ein Satz, welcher unvollständ ig od. unbestimmt ist u. zu dessen Vervollständigung ein Anderer aufgefordert wird. Die F. ist entweder eine directe F., wo man sich geradezu an Einen wendet, z.B. Was ist die Seele? od. indirecte F. wenn die F. abhängig von einem Wort od. einem anderen Satze gestellt wird, z.B. Die Seele weiß selbst nicht, was die Seele sei. Es gibt dazu besondere Fragwörter, z.B. wie? warum? etwa? u. bes. das Fragpronomen, s. Interrogativum. Eine Doppel-F. (einander entgegengesetzte F-n) ist, wenn man disjunctivisch fragt, z.B. ist die Seele etwas Einfaches od. etwas Zusammengesetztes? Je nachdem auf die F. eine bejahende od. verneinende Autwort erwartet wird, heißt sie eine affirmative od. negative F. Die F. soll kurz u. deutlich sein; u. die Kunst richtig zu fragen wird bes. jm Unterricht bei der Katechisation bewiesen. 2) (Ästh.), rhetorische Figur, eine Frage, auf welche der Redner keine Antwort erwartet, da die Antwort als selbstverständlich nur in der vor dem Sprechenden gewünschten Weise ausfallen kann. Sie dient zur Belebung des Vortrags u. zu schärferer Hervorhebung der Richtigkeit einer Behauptung, z.B. wozu Umwege, da wir leichter zum Ziele kommen können? 3) In der Politik so v.w. unentschiedene Angelegenheit, über welche ein diplomatischer Streit geführt wird, so Orientalische F.; 4) (Rechtsw.), s. Fragstücke; 5) Peinliche F., Harte F., so v.w. Tortur; 6) (Kartensp.), der Fall, wo man ein einfaches Spiel machen kann; vgl. Solo Skat.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 452.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: