Humoralpathologie

[611] Humoralpathologie, Krankheitslehre, welcher die Ansicht zu Grunde liegt, daß die Krankheiten zunächst in Fehlern u. Verderbnissen der Säfte ihren Grund haben, im Gegensatz der Solidarpathologie, welche Fehler in den festen Theilen, bes. der Nerven, od. auch Spannung od. Erschlaffung der belebten Fasern als nächste Krankheitsursachen betrachtet. Erstere Ansicht war bes. früher in den medicinischen Schulen die herrschende u. bildete sich durch Hippokrates aus der Elementarlehre des Empedokles, indem sie vier Cardinalsäfte, Blut, Schleim, schwarze u. gelbe Galle als Basis annahm. Durch Galen erweitert, blieb sie bis auf Paracelsus herrschend, wurde dann durch die Chemiairische Lehre verdrängt, später durch Sylvius u. Boerhaave wieder geltend gemacht, konnte sich aber vor den neuern Dynamikern nicht wieder zur Alleinherrschaft erheben. Daher Humoralpatholog, im Gegensatz von Solidarpatholog. Vgl. L. S. Steinheim, Die H. Schlesw. 1826.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 611.
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