Läsăre

[135] Läsăre (schwed., d.i. Leser), 1) so v.w. Haugianer, s. Hauge; 2) einereligiöse Secte in Schweden, welche sich seit 1803 aus dem bei dem großen Umfange der Kirchspiele fühlbaren Bedürfnisse des Hausgottesdienstes bildete u. ihren Namen vom fleißigen Lesen in der Schrift u. in Luthers Postille führt. Im Allgemeinen der lutherischen Orthodoxie zugeneigt, bethätigen sie ihren frommen Eifer durch sittlich religiösen Ernst, erbauliche Versammlungen u. überlassen sich zum Theil nur stillen ernsten Bibelbetrachtungen; neigen sich jedoch auch bald zum Separatismus, bald werden sie von Fanatikern u. Betrügern gemißbraucht. So sagte sich eine kleinere, bes. fanatische Partei, welche sich durch den Heiligen Geist für unfehlbar hielt, von den Geistlichen los u. störte den kirchlichen Frieden. Unter ihr trat um 1842 ein Bauer, Erich Jansen, auf, welcher sich für einen unmittelbaren Apostel Jesu ausgab, Sündenvergebung unter der Bedingung des Glaubens an ihn u. an Christum predigte u. Gesangbücher, Katechismen, Luthers Schriften etc. verbrannte. Von Kirchspiel zu Kirchspiel wandernd, verleitete er Viele zu Ausschweifungen u. zum Ungehorsam gegen die Obrigkeit. Deshalb angeklagt, floh er nach Norwegen, u. 1846 wanderten seine Anhänger mit ihm von Gefle nach Nordamerika aus, um dort eine geistliche Colonie zu gründen. Noch in der neuesten Zeit sind die L. weit über Schweden verbreitet, treten aber allmälig in den Hintergrund. Sie theilen sich in eine meist stille u. kirchlich gesinnte Partei, welche als Fortsetzung der ursprünglichen zu betrachten ist, u. in eine schroffe Partei (Neue Leser) mit starker Opposition gegen die »Neuen Bücher,« d. h. die im Anfang des 19. Jahrh. entstandene Kirchenagende, Gesangbuch u. Katechismus, welche in manchen kirchlichen Lehren nicht streng orthodox sind.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 135.
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