Hauge

[92] Hauge, Hans Nielsen, geb. 3. April 1771 auf dem Hofe Hauge im Kirchspiel Thunö in Norwegen, Kaufmann u. Stifter der norwegischen Methodisten (Haugianer, Haugeriften); in religiöse Schwärmerei versunken, glaubte er sich zum Propheten berufen, trat 1795 als Prediger in seinem Kirchspiel auf, gewann Anhänger u. Lehrgehülfen u. breitete seit 1800 seine Grundsätze auch in Dänemark aus. 1804 ließ er sich in Christiansand nieder, wo er auch zur Verbreitung seiner Schriften eine Druckerei errichtete; aber alsbald wurde er wegen verbotener religiöser Zusammenkünfte u. Beleidigung gegen die Geistlichkeit gefänglich eingezogen u. seine Bücher (deren er eine große Menge schrieb, z.B.: Betrachtungen über die Thorheiten der Welt, 1796; Über die Weisheit Gottes, 1796; Die Lehre der Einfältigen, 1797; Die Gründe der Lehre des Christenthums, 1801; Die Verklärung Christi in der Seele, 1801; Über das Vater Unser, 1804; u. die sehr viel Absatz fanden), confiscirt. 1814 wurde er freigelassen, lebte still in Breddwill bei Christiania u. st. 24. April 1824. Seine Predigt war bes. gegen den [92] Rationalismus gerichtet u. verlangte den Glauben an Gottes Gnade u. die Erneuerung des inneren Menschen; ihm genügte das allgemeine Priesterthum, daher verachtete er den geistlichen Stand; die Bekenntnißschriften schätzte er neben der Bibel gering; unter den biblischen Büchern legte er auf die Offenbarung Johannis den größten Werth. Die Haugeristen sind thätige Bürger, Beförderer der Freiheit im Storthing u. verschmähen nicht das Tragen der Waffen, verwerfen weder gefunden Menschenverstand, noch menschliches Wissen, sind duldsam gegen Andersdenkende, geben gewisse Procente von ihrem Gewinn zur Unterstützung der Armen u. zu gemeinschaftlichen Zwecken, führen ein stilles, frommes Leben u. stehen auch nicht mehr mit der Norwegischen Kirche in Widerspruch, ihre Zahl wird aber immer geringer.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 92-93.
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