Milchsäfte

[257] Milchsäfte (Pflanzenmilch schleimige milchartige Flüssigkeiten, welche sich in den Stängeln, Ästen, Zweigen u. Blättern vieler Pflanzen finden, in Folge von Einschnitten ausfließen u. an der Luft zu gelb od. braun gefärbten Massen eintrocknen. Nach Hugo von Mohl ist die Pflanzenmilch einer der Ausscheidungsstoffe, zu denen auch die Öle u. Harze gehören; sie enthält bes. Schleimharze, ätherische Öle, Wachs, Balsame, Extractivstoffe, Alkaloide, Salze, sowie Kautschuk, Albumin, Gummi, Zucker u. Amylum u. zwar oft in der mannigfaltigsten Vereinigung neben u. durcheinander, wodurch der Milchfast bald von milder, bald von scharfer u. narkotischer, giftiger Beschaffenheit wird. Es giebt Pflanzenarten einer Gattung. welche milde, u. andere derselben Gattung, welche scharfe u. narkotische Milchsäfte haben, so z.B. Euphorbia balsamifera u. E. canariensis, Lactuca sativa u. L. virosa, Antiaris inn ocua u. A. toxicaria. Der Milchsaft vieler Pflanzen ist heilkräftig od. findet technische Anwendung. Der Milchsaft des von Humboldt beschriebenen Kuhbaums aus Südamerika hat große Ähnlichkeit mit der thierischen Milch u. wird von den Eingebornen auch statt solcher getrunken; er enthält ein butterähnliches Fett, Zucker u. einen Proteïnkörper, welcher dem Käsestoff ähnlich sein soll. Die Milchsastgesäße (Vasalactescentia s. laticis), sind langgestreckte, oft vielfach nach allen Richtungen hin verästelte Röhren, die einen farblosen od. verschieden gefärbten Saft führen u. oft dünne homogene od. bes. im Alter schichtenweise. verdickte, spiralig gezeichnete Wände haben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 257.
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