Nerthus

[791] Nerthus (sonst gewöhnlich Hertha genannt), von den Deutschen jenseit der Elbe an der Ostsee (Longobarden, Reudignern, Avionen, Angeln, Varinern etc.) verehrte Göttin, Personification der Erde, bes. der bebauten. Ihr Wagen stand mit einem Teppich verdeckt auf einer Meeresinsel in einem heiligen Haine, in welchem sich ein stiller See befand. Nur die obersten Priester durften sich diesem nähern u. wußten, wenn die Göttin in ihm wohnte. Dann wurde der Wagen mit zwei jungen Kühen bespannt u. fuhr nun, von den Oberpriestern begleitet, durch das Land. So lange dieser Zug dauerte, ruhten alle Fehden u. das Volk beging Feste. Kehrte die Göttin zurück, so wurde der Wagen in den See gefahren u. von Sklaven gewaschen, welche dann der See verschlang. Nach Ein. war jene Insel Rügen, u. man zeigt noch jetzt dort auf der Halbinsel Jasmund bei Stubnitz Hain (Herthaburg) u. See (Hertha- od. Schwarzer See); nach And. war es eine der dänischen Inseln, wo sich ebenfalls See u. Hain noch finden u. auch die Sage von den Kühen der N. noch lebt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 791.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: