Oran

[324] Oran (spr. Orang, Horan, Warran), 1) (Tlemsan), französische Provinz (Militärgouvernement) in Algerien, westlich an Marokko, östlich an die Provinz Algier, südlich an die Wüste grenzend; das Land ist von mehren getrennten Gebirgsgliedern durchschnitten, zwischen denen ausgedehnte Ebenen sich ausbreiten, so das Löwen- u. Gamaragebirge, u. die Ebenen Meleta, Tlelat, Mekerra, Habra u.a.; die bedeutendsten Flüsse sind Tafna, Mailah, Makra u. Schelif; im Allgemeinen ist das Land wasserarm, aber dennoch sehr fruchtbar, von den Seen sind der Sebgha u. Mallah zu nennen, welche ebenso wie die fließenden Gewässer salzig sind; die Vorgebirge sind das Cap Hone, Figala, Falcon, Abudja, Ferral u.a.; die größten Küsteneinbiegungen sind die Golfe von Tlemsan, Oran u. Arzew; an guten Häfen ist die Küste arm. 1850: 350,000 Ew., worunter 48,275 Europäer. Die Provinz O. ist das Mauritania Caesariensis der Römer u. die Provinz Mascara (unter türkischer Herrschaft); 2) Hauptstadt derselben am Ausflusse eines Flüßchens ins Meer, Sitz des Generalgouverneurs, Festung, von alten Mauern umgeben, dann von tenaillirten Erdwerken, welche von zwei verfallenen Forts (S. Cruz, 1600 Fuß über dem Meere, in Ruinen liegend u. von den Franzosen nicht besetzt, u. die neue Casba) flankirt sind, außerdem gibt es noch zwei kleine von den Franzosen besetzte Forts u. doppelten Hafen; 25,000 Ew.; der eigentliche Hafen von O. ist Mers el Kabir. – O. hieß im Alterthum wahrscheinlich Portus Magnus, gehörte zur Römerzeit zu Mauritania Caesariensis u. unter arabischer Herrschaft, wo es eine ansehnliche Stadt war, zu Tlemsan; 1509 eroberten es die Spanier unter Cardinal Ximenes, verloren es 1708 wieder an Algier, nahmen es aber, 30. Juni 1732 abermals; sie traten es 1791 wieder an den Dey von Algier ab, nachdem ein Erdbeben Stadt u. Befestigung heftig erschüttert hatte. 1830 besetzten es die Franzosen bei der Occupation Algeriens, legten neue Blockhäuser u. Redouten an, u. machten es zum Mittelpunkt ihrer Operationen gegen Abdel Kader u. 1844 gegen Marokko.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 324.
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