Oriflamme

[362] Oriflamme (Orislande, Auriflamme, v. lat. Aurea flammula, d.i. goldene Flamme), das alte Reichspanier Frankreichs, eine Lanze von vergoldetem Kupfer, mit einem fünfzipfeligen Wimpel von feuerrother Seide (daher der Name), welches an einem Querstab befestigt u. so an dem Fahnenstock aufgehängt war. Ursprünglich soll sie das Leichentuch des St. Dionys, od. das Tuch, in welches dessen Reliquien eingeschlagen waren, gewesen sein. Sie wurde in dem Kloster St. Denys in Frankreich (daher Panier des St. Dionysius) aufbewahrt u. von dessen Abte demjenigen anvertraut, welcher die Güter u. Privilegien dieses Klosters, wenn es nöthig war, vertheidigte. Die Grafen von Pontoise od. von Vexin waren die eigentlichen Fahnenträger od. Vidames jener Abtei u. daher Vasallen derselben u. führten die O. in den Kriegen für das Kloster. Als König von Frankreich führte sie Ludwig VI. (nach And. dessen Sohn Ludwig VII.), da er zugleich Graf von Vexin war, zuerst. Als aber unter Karl VII. Paris von den Engländern erobert wurde, ward die weiße Fahne als die Farbe der Karl VII treuen Häuser, Orleans, Lescure u. Cominges, für das französische Heer bestimmt. Wilhelm Martel, welcher 1514 bei Azincourt blieb, soll der Letzte gewesen sein, welcher die O. trug. Nach einem 1594 von dem Schatze der Abtei gemachten Inventarium war sie damals noch vorhanden, ging aber mit andern Schätzen von St. Denis später verloren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 362.
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