Osseten

[402] Osseten (Iron, d.i. Iranen), ein Bergvolk an den Nordgehängen des Kaukasus, der Iranischen Gruppe des Indogermanischen Völker- u. Sprachstammes zugehörig; haben eigene Sprache (s. Ossetische Sprache), sind wohlgebildet, mittelgroß, kräftig, blauäugig, meist blondhaarig, behend, gastfrei, doch auch listig, wie zum Rauben, Plündern u. Stehlen geneigt, nachlässig im Arbeiten, Vielredner u. große Zänker; die Weiber sind klein, unansehnlich u. schmutzig. Die Blutrache ist bei ihnen sehr gewöhnlich; sie sind minder tapfer als die übrigen kaukasischen Bergvölker u. deshalb von den Lesghiern u. Tscherkessen gering geschätzt. Hauptbeschäftigung ist die Viehzucht (Schafe); Ackerbau wird nur wenig betrieben; die industrielle Thätigkeit beschränkt sich auf Metallwaaren, Pulver u. grobe Wollenstoffe. Ihre Zahl wird zwischen 20,000 u. 40,000 angegeben. Die O. werden eingetheilt in: a) Digorzen, am obern Laufe des Uruch; b) Waladshir (Alagir), am obern Laufe des Ardon, im Waladshirschen Thale; c) Kurtaten, westlich von der grusinischen Heerstraße, in den Thälern der Flüsse Fijagdon u. Ssuaden; d) die Taga-ur, in dem Taga-urschen Thale u. zum Theil auch auf den Ebenen an den Flüssen Genaidou, Terek u. Kirshim. Ihre Gesellschaftseinrichtung ist eine feudale; die Fürsten od. Edelleute (Wosdan), die wichtigsten Familien (Badilate, Tagiate u. einige andere) u. die Sklaven (Kawdassar) bilden scharf geschiedene Klassen. Die Religion der O.[402] besteht in einem Gemisch von Christenthum, Islam u. Heidenthum. Die O. sind jetzt von den Russen abhängig; in administrativer Beziehung steht ihr Land, Ossethien, unter Pristawen, welche der Oberverwaltung des Wladikawkasischen Militärbezirks untergeordnet sind.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 402-403.
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