Ptolemäisches System

[672] Ptolemäisches System, die unter den älteren Astronomen, namentlich den griechischen, allgemein herrschende Ansicht von der Zusammenstellung der Planeten, wie solche bes. in dem Almagest des Ptolemäos (s.d. 22) in ein System gebracht war. Nach demselben nimmt die Erde den Mittelpunkt ein u. ist allein unbewegt; diese ist von elf auf einander folgenden Sphären mit wachsendem Abstand umgeben, welche die Gestirne tragen u. durch deren Umschwung diese Gestirne selbst bewegt werden. An den sieben ersten Sphären befinden sich noch der Mond, Mercur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter u. Saturn. Um alle bewegen sich in einer achten Sphäre die Fixsterne; eine neunte u. zehnte Sphäre wird zur Erklärung der Präcession erforderlich; die elfte endlich nimmt durch ihren Umschwung alle zehn inneren Sphären innerhalb 24 Stunden einmal von Ost nach West um die ruhende Erde mit sich herum u. bewirkt so vor allem den Wechsel von Tag u. Nacht. Mit großem Scharfsinn wird der Lauf der Gestirne nach diesem System rechnend verfolgt, u. dasselbe entsprach, so lange die Genauigkeit der Messungen nicht durch Fernröhre unterstützt war, den Beobachtungen u. der allgemeinen Anschauung am unmittelbarsten, daher wurde es auch bis Copernicus von allen Astronomen der Rechnung zu Grunde gelegt. Seit man aber über die Gründe der Erscheinungen sich philosophisch Rechenschaft zu geben anfing, sah man das höchst Unwahrscheinliche des P-n S-s ein u. Copernicus setzte im 16. Jahrh. sein System an dessen Stelle, in welchem die Sonne das Centrum aller Planetenbahnen ist, u. welches nachher durch die teleskopischen Messungen über die veränderlichen Abstände der Planeten von der Erde bestätigt worden ist. Die Bewegung der Planeten, außer Sonne u. Mond, geschieht nach diesem System in Epicykeln (s.d.); bei Mercur u. Venus folgt der Mittelpunkt ihrer Epicykeln dem Umlauf der Sonne.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 672.
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