Specŭlum [1]

[518] Specŭlum (lat.), 1) Spiegel; 2) Instrument zur Erweiterung der Öffnung von Höhlen, in denen man etwas beobachten od. vornehmen will, so der Mundspiegel (s.d., Speculum oris), der Mutterspiegel (Speculum uteri), zur Erweiterung u. Beobachtung der Mutterscheide u. des Muttermundes; der Afterspiegel (Speculum ani), zur Erweiterung u. Beobachtung des Afters; der Ohr- u. Nasenspiegel; 3) Gesetzbuch im alten Deutschland, z.B. S. Saxonĭcum, S. suevĭcum, s. Sachsenspiegel, Schwabenspiegel; 4) S. humanae salvationis (Spieghel der menscheliker behondenisse, Heilsspiegel), eine Reihe neutestamentlicher Darstellungen, am Anfange u. Schlusse mit Bildern zu einer Geschichte der Erlösung des Menschengeschlechts, welche vom Falle der bösen Engel u. der ersten Eltern im Paradiese ausgeht u. mit dem Heiland endigt, vermehrt, ähnlich der Biblia pauperum, in kl. Fol. u. mit Holztafeln, ungefähr um 1450 am Niederrhein gedruckt, in mehrern holländischen u. lateinischen Ausgaben vorhanden. Dies S. wird von Einigen für einen mit beweglichen Typen von Janszoon L. Coster ausgeführten. Druck u. als Hauptbeweismittel für die Priorität der Erfindung der Buchdruckerkunst (s.d.) in Holland gehalten. Verfasser u. Druckort sind nicht ermittelt, der Druck ist aber sicher von Holztafeln. 5) S. sapientiae, s.u. Cyrillus 4).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 518.
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