Stellen

[754] Stellen, 1) stehen machen, im Gegentheil des Laufens; 2) der Hund stellt ein Wild, wenn er es durch Bellen zum Stehen bringt; das Wild stellt sich, wenn es nicht vor dem Hunde flieht, sondern sich wehrt; 3) einen Dieb stellen, angeblich durch gewisse Künste bewirken, daß er sich nicht von dem Orte entfernen kann, wo er stehlen will; 4) die Milchstellen, sie zum Gerinnen bringen; 5) das Wasserstellen, es stauen; 6) die Maische in dem Stellbottich ablassen, s.u. Bierbrauen B) a); 7) (Mal.), einen Menschen, eine Figur, einen Gegenstand in die Lage bringen, wo man sie am besten copiren kann; vorzüglich vom Modell (s.d. 4) od. Act (s.d. 2), nach welchem der Künstler die menschliche Gestalt studirt u. copirt; 8) Netze, Tücher etc. zum Jagdbetriebe od. zum Fange aufstellen; 9) das Geschütz stellen, es richten; 10) den Zeiger einer Uhr auf eine gewisse Stunde od. einen Theil derselben richten; 11) (reguliren), den Gang einer Uhr so einrichten, daß sie die mittlere Zeit richtig zeigt u. zugleich in 24 Stunden der mittleren Zeit auch genau 24 Stunden zeigt, also weder zu schnell noch zu langsam geht. Der richtige Gang wird bei Unruhuhren durch die Stellung (s.d. 5), bei Pendeluhren durch Verlängerung od. Verkürzung des Pendels regulirt. Ob die Uhr richtig mittlere Zeit zeigt, erfährt man durch Beobachtung der Culmination der Sonne. Da aber der astronomische Tag, d.h. die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Culminationen der Sonne in den verschiedenen Zeiten des Jahres bald mehr, bald weniger als 24 Stunden der mittleren Zeit beträgt, so muß man mit Hülfe der diesen Unterschied enthaltenden Äquationstafeln den Mittag der mittleren Zeit berechnen, indem man von der Culminationszeit der Sonne die Differenz abzieht, od. zu derselben hinzurechnet. Den 13. April, den 13. Juni, den 28. Sept. u. den 24. Dec. stimmt der Mittag des astronomischen Tages mit dem Mittag der mittleren Zeit ungefähr überein. Will man blos den Gang der Uhr reguliren, so beobachtet man an ihr die Länge eines Sterntags, d.h. die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Culminationen eines Fixsternes; denn ein Sterntag enthält stets 23 Stunden, 56 Minuten, 4 Secunden der mittleren Zeit. Auch kann man in gleicher Absicht den Durchgang eines Fixsterns durch ein u. denselben beliebigen Punkt am Himmel in zwei auf einander folgenden Nächten beobachten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 754.
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