Thialdin

[506] Thialdin, C12H13NS4, von Liebig u. Wöhler entdeckte organische Base. Zu ihrer Darstellung wird reines Aldehydammoniak in 12–16 Theilen Wasser gelöst, dem man auf jede Unze 10–15 Tropfen Ammoniak zugesetzt hat, u. in die Lösung ein langsamer Strom von Schwefelwasserstoffgas geleitet. Die abgeschiedenen Krystalle werden durch Umkrystallisiren aus Weingeist gereinigt (3NH4O, C4H3 + 6HS = C12H13NS4 + 6HO + 2NH4S). Weidenbusch stellte das Th. dar, indem er die Verbindung des Acetylmercaptans mit Schwefelwasserstoff, C12H12S6 + SH, mit Ammoniak vermischte: C12H13S7 + 4NH3 = C12H13NS4 + 3 NH4S. Das Th. erscheint in großen, durchsichtigen, farblosen, glänzenden, dem Gyps ähnlichen Krystallen, welche einen eigenthümlichen aromatischen, auf die Dauer unangenehmen Geruch besitzen; specifisches Gewicht = 1,191; sie schmelzen bei 43°, erstarren bei 42° zu einer krystallinischen Masse u. verdampfen bei gewöhnlicher Temperatur ohne Rückstand. In Wasser ist das Th. wenig löslich, leicht löslich aber in Alkohol u. bes. in Äther; in einer Atmosphäre von Äthergas zerfließt das Th. sogleich. Das Th. ist ohne Reaction auf Pflanzenfarben; seine weingeistige Lösung gibt mit essigsaurem Bleioxyd erst nach einiger Zeit einen gelben Niederschlag, welcher schnell roth u. dann schwarz wird, mit salpetersaurem Silberoxyd Anfangs einen weißen, dann gelben, zuletzt schwarzen Niederschlag, mit Quecksilberchlorid einen weißen, dann gelben Niederschlag. Erwärmt man Th. mit der Lösung eines Silbersalzes, so scheidet sich unter Entwickelung von Aldehydgas Schwefelsilber aus. Wird es mit Kalkhydrat geglüht, so entwickelt sich Chinolin. Salzsaures Th., C12H13NS4, ClH, große, regelmäßige, farblose, durchsichtige, sehr glänzende, oft zolllange Prismen, welche. sich ziemlich leicht in kaltem Wasser lösen; Alkohol nimmt weniger auf; Salpetersaures Th., C12H13NS4, HO, NO5, feine weiße Nadeln, welche sich in Wasser leichter lösen, als das salzsaure Salz. Das Th. läßt sich betrachten als Leucin, C12H13NO4, in welchem aller Sauerstoff durch Schwefel ersetzt worden ist.

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Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 506.
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