Travestie

[776] Travestie, eine Art des scherzhaften Gedichtes. der Parodie (s.d.) verwandt u. oft mit dieser verwechselt; unterscheidet sich von dieser dadurch, daß. während die Parodie die Form beibehält, aber den Stoff wechselt, die T. dagegen den Stoff beibehält, aber die Form wechselt, indem sie einen ernsten bereits dichterisch bearbeiteten Stoff in ein neues aber komisches Gewand kleidet. Die T. nimmt die Hauptgedanken aus dem ernsten Gedicht mit herüber, verbindet sie aber mit Nebenvorstellungen anderer Art, ändert zufällige Umstände u. schreibtden Personen die Sitten, Thorheiten, Gebräuche etc. neuerer Zeit zu. Schon bei Athenäos werden mehre Versuche dieser Art an homerischen Gedichten erwähnt; von neueren T-n sind bes. unter den Franzosen Scarrons, unter den Deutschen Blumauers Äneis bemerkenswerth. Daher Travestiren, 1) eine T. schreiben, ein erhabenes Gedicht ins Lächerliche umgestalten; 2) einen ernsten Gegenstand lächerlich darstellen; 3) überhaupt etwas scherzhaft od. lächerlich umformen od. einkleiden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 776.
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