Craz & Gerlach

[158] Craz, Fr. [Familie Gerlach]. Die Crazische Buchhandlung zu Freiberg i. Erzgebirge wurde 1783 von Fr. Craz begründet und 1788 durch Uebernahme des Warenlagers der seit 1746 bestehenden Buchhandlung von Th. G. Reinhold daselbst bedeutend erweitert. 1802 gelangte sie durch Kauf von dem Schriftsteller [158] Ambr. Bernhardi in den Besitz von Johann Christoph Friedrich Gerlach (gest. 1820), der sie unter der neuen Firma Craz & Gerlach weiterführte. Gerlach war gleichzeitig Inhaber der am Orte seit 1550 bestehenden umfangreichen Druckerei.

Die erste stehende Druckerei in Freiberg legte Wolfgang Meyerpeck aus Zwickau, wie er sich in einem Aktenstücke aus dem Jahre 1572 nennt »der Elfte Buchdrucker jn Sachsen, Meyssen vnd Döringen«, in Jahre 1550 an. Sein erster Druck, eine Komödie, stammt aus dem Jahre 1553. Das von ihm geführte Buchdruckerzeichen besteht in einem von Landwerk umgebenen Schilde, in dessen Mitte ein Kreuz und darum die Buchstaben des Reformationswahlspruchs Verbum dei manet in aeternum stehen, während in den oberen Ecken ein C || C (Christi crux) in den unteren ein S || N (Salus nostra) angebracht ist. Seine Drucke umfassen ferner eine Feuerordnung, Ratsverordnungen, den ersten Freiberger Stadtplan etc. Meyerpeck starb am 8. 4. 1578; seine Offizin wurde von Georg Hoffmann (geb. 1550, gest. 29. 9. 1630) angekauft, dessen erster Druck aus 1582 stammt. 1618 führte Hoffmann den Notendruck ein und druckte als erstes Musikwerk ein Tedeum des Domkantors Demantius, dem 1625 und 1628 zwei Heinrich Schützsche Musikwerke, die Cantiones sacrae und die Psalmen Davids folgten. Um 1611 legte Hoffmanns Sohn Melchior Hoffmann (gest. 1620) die erste Buchhandlung in Freiberg an, die bis 1630 bestand.

Nach 50jähriger Wirksamkeit starb Hoffmann 1630, die Druckerei übernahm für kurze Zeit der im gleichen Jahre gestorbene Daniel Fischer, dem 1631 Georg Beuther (geb. 1591) folgte. Für 600 Gulden mit 1/3 Anzahlung übernahm derselbe die Offizin und hat sie zu hoher Blüte geführt. Neben den Leichpredigten und Trauergedichten, die in damaliger Zeit gang und gäbe waren, rief er 1645 den Freiberger Bergkalender, der noch heute erscheint, ins Leben. Sein bedeutendstes Druckwerk ist Andreas Möllers »Theatrum Freibergense Chronicum«, die beste Chronik sächsischer Städte. Als Beuther am 2. 2. 1667 starb folgte ihm als Geschäftsnachfolger sein Sohn Georg Beuther Sohn (gest. 1670), der sich wieder mehr dem Buchhandel zuwandte.

1670 ging Beuthers Druckerei und Buchhandel erblich an Zacharias Becker (geb. 1630, gest. 1698) über. Dessen Nachfolger war Elias Nicolaus Kuhfuß aus Clausthal, der bis 1723 Inhaber der Offizin blieb. Diese wurde dann käuflich von Christoph Matthäi (geb. 1698 zu Großhartmannsdorf) erworben. Langwierige[159] Kämpfe mit der beginnenden Konkurrenz hatte Matthäi zu bestehen, bis er sich ganz zur Festigung durchgerungen hatte. Von seinen Unternehmungen sind hauptsächlich zu nennen: Freiberger Gesangbuch, Wilischs Freiberger Handbibel und eine Reihe Bergmannsschriften.

Als Matthäi 1750 starb, wurde das Geschäft von seiner Witwe Johanna Rosina mit Unterstützung des langbewährten, geschulten Setzers, späteren Faktors und endlichen Besitzers, Samuel Friedrich Barthel, fortgesetzt. Das namhafteste Druckwerk dieser Zeit ist Wilischs Sarepta Freibergensis (1752). Barthel (geb. 1718) erweiterte die Druckerei bedeutend durch Aufstellung einer neuen Presse und Anschaffung von Lettern für über 2000 Thaler; er druckte auch sehr viel für auswärts, namentlich für Dresdener und Berliner Verleger.

Barthel starb 1791 und am 5. Juli 1802 ging die Offizin käuflich in den Besitz von Johann Christoph Friedrich Gerlach über, der seit längerer Zeit Barthels Korrektor gewesen und 1791 dessen Witwe geheiratet hatte.

Gerlach war am 15. 11. 1756 zu Müdisdorf bei Freiberg geboren, erhielt seine Schulbildung auf dem Freiberger Gymnasium und studierte in Leipzig Theologie. Als Hauslehrer kam er dann zu dem Fabrikanten Kammerrat Thiele, wo er acht Jahre blieb.

Gerlach pflegte eifrig den Verlag, der hauptsächlich sich die Fächer Mineralogie, Geognostik, Hüttenkunde, Chemie etc.

aussuchte. Seit 1800 erschien das erste, regelmäßig erscheinende Freiberger Wochenblatt »Die Freyberger gemeinnützigen Nachrichten«. Gerlach selbst veröffentlichte: Leben und Schriften des Hauptmanns Tielke 1797; Statuten der Stadt Freiberg von 1676, 1803; sowie mehrere freimaurersche Schriften.

1820 übernahmen die Söhne Eduard Gustav (geb. 1798, gest. 1831) und Friedrich Constantin Gerlach die Firma.

Friedr. Const. Gerlach wurde geboren am 15. 8. 1793; bereits mit 9 Jahren wurde er als Buchdruckerlehrling aufgenommen und 1807 losgesprochen. Nebenbei besuchte er auch Vorlesungen der Königl. Bergakademie zu Freiberg und machte 1812 und 1817 größere Reisen zu seiner weiteren Ausbildung. Nach dem Tode seines Vaters, 1820, teilte er mit seinem jüngeren Bruder Gustav das Geschäft, sodaß dieser sich der Leitung des Buchhandels unterzog, während er selbst sich der Druckerei widmete. 1820 stellte er die erste Steindruckpresse auf und führte statt der Ballen zum Schwärzen[160] die gleichmäßiger arbeitenden Walzen ein. Ebenso stiftete er eine Buchdruckerkrankenkasse. Nach dem Tode seines Bruders ging die Handlung auf ihn allein über. Verluste verbitterten ihm so das Leben, daß seine Lebenskraft sich erschütterte. Als er am 27. 10. 1847 starb, erbte die Druckerei sein Sohn, Stadtrad Heinrich Konstantin Gerlach, die Buchhandlung übernahm sein Schwiegersohn Eduard Stettner, der das Geschäft unter gleicher Firma fortführte, 1858 an Rudolph Mümich (gest. 1866) verkaufte, es aber 1866 wieder zurückkaufte. 1877 wurde eine Filiale in Tharandt unter der Firma Akademische Buchhandlung errichtet, deren Leitung Johannes Stettner übernahm, in dessen alleinigen Besitz sie 1884 überging, gleichzeitig mit dem Hauptgeschäft, dem er schon seit 1876 als Teilhaber angehört hatte.

Quellen: R. Kade, Geschichte des Freiberger Buchdrucks, Freiberg 1894; Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1847.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 158-161.
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