Gerlach [2]

[234] Gerlach. Die Familie von G. stammt aus Schlesien u. der Oberlausitz, von wo sie sich, ihres protestantischen Glaubens wegen vertrieben, seit etwa 100 Jahren nach Hinterpommern gewendet u. dort das Indigenat erlangt hat. 1) Friedrich Wilhelm v. G., geheimer Finanzrath u. Besitzer mehrerer Rittergüter in Pommern; st. 1780. Sein älterer Sohn st. 1809 als Oberlandesgerichtspräsident in Köslin, u. dessen Sohn ist 2) Karl v. G., Landrath des Fürstenthumschen Kreises. Dessen jüngerer Bruder war erst Kurmärkischer Regierungspräsient u. st. 1813 als Oberburgemeister von. Berlin. Die Söhne des Letzteren sind: 3) Wilhelm v. G., geb. 1789, machte 1813–15 die Freiheitskriege mit u. st. 1834 als Oberlandesgerichtspräsident in Frankfurt a. O. 4) Leopold v. G., Bruder des Vorigen, geb. 1790, trat in Militärdienste u. machte 1806 die Schlacht bei Anetstödt mit; an den Freiheitskriegen nahm er 1813 u. 1814 im Gefolge Blüchers u. 1815 im Generalstabe Theil, wurde 1824 Adjutant des Prinzen Wilhelm von Preußen, 1838 Oberst u. Chef des Generalstabes des dritten Armeecorps, 1842 Commandeur der ersten Gardelandwehrbrigade, 1844 Generalmajor u. 1849 Generaladjutant des Königs u. Generallieutenant. 5) Ernst Ludwig v. G., Bruder des Vorigen, geb. 1795, machte ebenfalls 1813–15 die Kriege gegen Frank reich mit. Er gehörte dann mit Radowitz, Voß, Graf Brandenburg, General von der Gröben u. A. zu den bekannten Salons, in welchen die politischen u. kirchlichen Angelegenheiten Preußens besprochen wurden, u. auf welche sich Radowitz's Gespräche über Staat u. Kirche beziehen. Er wurde 1826 Oberlandesgerichtsrath in Naumburg, 1829 Landesgerichtsdirector in Halle, 1835 Oberlandesgerichtspräsident in Frankfurt, bearbeitete 1842 bis 1843 im Justizministerium die Ehegesetzgebung, wurde 1844 Oberlandesgerichtspräsident in Magdeburg u. Mitglied des Staatsrathes. 1849 u. 50 war er auch Mitglied der ersten preußischen Kammer, wo er zur äußersten Rechten gehörte; 1850 Abgeordneter für das Parlament zu Erfurt, 1850 bis 1858 wieder Mitglied der ersten Kammer u. 1651 Abgeordneter zum Brandenburgischen Landtage; 1854 trat er aus dem Staatsdienste. Schon[234] 1831–37 war er Mitarbeiter an dem Berliner Politischen Wochenblatte u. dann Mitbegründer der Neuen Preußischen Zeitung, deren Rundschauen er schrieb. 6) Otto v. G., Bruder des Vorigen, geb. 1801 in Berlin, studirte erst die Rechtswissenschaften, dann Theologie, wurde 1828 Privatdocent der Theologie in Berlin, 1834 Pastor an der Elisabethkirche, nahm 1842 Theil an der Mission nach England, um die Anglicanische Kirche durch Anschauen kennen zu lernen, wurde 1847 Consistorialrath u. Hof- u. Domprediger, Anf. 1849 auch ordentlicher Professor zu Berlin u. starb 24. Oct. 1849. Er schr.: Commentar der Heiligen Schrift (Gerlachsche Bibel), Berl. 1841 ff., fortgesetzt von Schmieder, 6. Ausg. 1858; Über den religiösen Zustand der Anglicanischen Kirche im Jahre 1842, Potsd. 1845; Die kirchliche Armenpflege, nach Chalmers, 1847; Predigten, 1850. Er gab auch eine Auswahl von Luthers Schriften, Berl. 1840–48, 24 Bde., heraus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 234-235.
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