Unterbalken

[1203] Unterbalken. (Baukunst)

Sollte eigentlich Hauptbalken heißen, wie er denn im Französischen wirklich Architrave genennt wird. Er ist der unterste Theil des Gebälkes, oder der Balken, welcher längst über die Säulen oder Pfeiler eines Gebäudes gelegt wird. Er dienet alle in einer Reyhe stehende Pfeiler oder Säulen mit einander zu verbinden und denn hauptsächlich zur Unterlage der Queerbalken, worauf die Deke des Gebäudes kommt. Also ist er in allen Gebäuden ein ganz wesentliches Glied. Er muß so liegen, daß er nicht über den Schaft der Säule vorstehe. Seine Dike oder Höhe, wird von 1 bis 1 1/3 Model genommen.

Er wird entweder ganz glatt gelassen, wie in den meisten antiken Gebäuden, oder in Bänder abgetheilt. Goldmann sezt allemal einen Ueberschlag auf den Unterbalken und unter dem Ueberschlag einen Riemen in der Toscanischen Ordnung, eine Holleiste in der Dorischen, in der Jonischen eine Kehlleiste, in der Römischen eine Kehlleiste und einen Stab, und in der Corinthischen eine Holleiste nebst Kehlleisten und Stab. In antiken Gebäuden von feinen [1203] Geschmak findet man ihn auch mit in einander geschlungenem Laubwerk verziehrt. Der dorische Unterbalken hat dieses eigen, daß unter den Trygliphen des Frieses, Tropfen an dem Unterbalken hangen.

Da man izt keine große Gebäude mehr von Holz aufführet, so braucht es, bey großen Säulenweiten Kunst, dem Unterbalken die gehörige Stärke zu geben, daß er von der darüber liegenden Last nicht eingedrukt werde. Die Alten machten deshalb solche Unterbalken an Haupteingängen, wo die Säulen weit auseinander waren, von gegoßnem Erzte. Sie gaben den Unterbalken am Portal des Tempels der Diana zu Ephesus für ein großes Meisterstük aus, wiewol er nur 15 Fuß lang war. An dem Fronton des Louvre in Paris sind die Unterbalken aus einem Stük Stein und 54 Fuß lang.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1203-1204.
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