Zierrathen

[1285] Zierrathen. (Schöne Künste)

Sind kleinere, mit dem Wesentlichen eines Gegenstandes verbundene Theile, die blos zu Vermehrung [1285] des Reichthums, und der äußerlichen Schönheit dienen. Ein Werk, dem es an Zierrathen fehlet, ist deswegen nicht unvollkommen, nicht fehlerhaft, aber es kann zu nakend seyn. Also sind sie einigermaaßen Anhängsel, die man wegnehmen könnte, ohne das Werk fehlerhaft zu machen. Aber sie sind desto schäzbarer, je genauer sie mit dem Wesentlichen verbunden sind, und das Ansehen wesentlicher Theile haben. In den redenden Künsten sind Figuren und Tropen, die nicht zum bestimmteren, oder kräftigern Ausdruk, sondern blos zur Vermehrung der Annehmlichkeit dienen; und in gleicher Absicht eingeschaltete Gedanken, und Episoden, Zierrathen. In der Mahlerey, das, was man insgemein Nebensachen nennt; in der Musik die Manieren, in der Baukunst alles Schnizwerk, und alles, was den wesentlichen Theilen zu Vermehrung der Pracht, oder des Reichthums beygefügt ist.

Durch Anbringung der Zierrathen wird ein Werk verziehret, und reich, oder prächtig, aber nicht eigentlich zierlich. Da wir über die Verziehrungen bereits in einem besondern Artikel gesprochen haben, so begnügen wir uns hier den Begriff der Zierrathen bestimmt zu haben.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1285-1286.
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