Deich

1. Kein Deich ohne Land und kein Land ohne Deich.Hillebrand, 181; Pufendorf, Observ. jur. univ., IV, Append. 63.

Wo die Gefahr der Ueberschwemmung gross ist, da ist ein gemeinsames Zusammenwirken der Bedrohten erforderlich; daher sind alle Inhaber von Ländereien, welche der Deich schützt, zu dessen Unterhaltung verpflichtet. Wie es ohne Deich kein Land geben würde, so gibt es auch für die, welche kein Land besitzen oder es verlassen, keinen Deich, d.h. keine Deichlast. (Runde, 119; Weiske, Rechtslexikon, III, 287.) Das Sprichwort kommt schon in einem Urtheil aus dem Jahre 1568 vor.


2. Mit Deichen und mit Dämmen muss man das Land erhalten.Pistor., VII, 53.

Bezieht sich auf das niederländische Eindeichungssystem. Deiche sind die zum Schutz gegen den Andrang des Wassers an Flüssen und Meeren errichteten Erdwälle, wie sie Holland, Ostfriesland, Schleswig-Holstein u.s.w. besitzen.


3. Thiar thi dik liachst as, gongt a Flud iarst auer. (Föhr.) – Firmenich, III, 6; Lappenkorb.

Wo der Deich am niedrigsten ist, geht die Flut zuerst über. – Der Niedrige, Arme, Geringe wird am ersten unterdrückt. Ueber die Wirkungen der Flut auf die friesischen Uthlande, zu denen Föhr gehört, s. Deckel 5.


4. Wen der Deich schützt, der muss ihn bauen. (S. Deich 1.)


*5. Eenen ann Dîk jagen.Eichwald, 315.


*6. He is övern Dîk gân. (Holst.)

Von einem, der sich auf eine verdächtige Weise beiseite macht, plötzlich unsichtbar wird.


[Zusätze und Ergänzungen]

7. Deich und Land gehört zusammen.Graf, 130, 373.

D.h. derjenige ist deichpflichtig, dessen Eigenthum durch die überströmende Wasserflut gefährdet ist.

Altfries.: Dyck onde lond hert to gaeler. (Richthofen, 308, 1.)


8. Diar a dik am liagsten as, diar ridj a hüünjer henaauer. (Amrum.) – Haupt, VIII, 353, 45.

Wo der Deich am niedrigsten ist, da reiten die Hunde hinüber.


9. Wo der Deich am niedrigsten ist, geht die Fluth am ersten über.

Altfries.: Dear de Dik liigst es, geid de flöd jest aur. (Hansen, 8.)


10. Wo es an Deichen fehlt, da baut Gott Dünen.Altmann V, 74.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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