Gerade (Adj.).
1. Gerad' und krumm kann nie sich einen.
Es kann sich wol berühren, aber nicht beisammenbleiben. Die gerade Linie berührt die krumme in einem Punkte, dann aber, wenn die krumme ein Kreis ist, nicht mehr.
2. Heut gerad, morgen im grab. – Henisch, 1723, 24.
3. Hübsch gerade, meine Tochter, dort kommen Herren, sagte die Mutter.
Holl.: Regt op, mijne dochter, daar komen heeren. (Harrebomée, I, 296.)
4. Wer gerade ist, dem wird vieles krumm genommen.
*5. Dat's so gerad, als wenn't de Boll gepösst heft. – Frischbier, 1229.
Zur Bezeichnung eines krummen Beetes oder einer krummen Ackerfurche.
*6. Er geht gerade, wie die Donau bei Dillingen. – Parömiakon, 276.
*7. Er ist gerade wie ein Bockshorn.
D.i. wenig aufrichtig.
*8. Er (sie) ist gerade wie eine Kerze.
Nordfries.: So striam üs an Lacht.
Frz.: Droite comme une cierge, jonc, statue.
*9. Es geht (nicht) gerade zu.
Frz.: Garde toy de l'homme angulaire. – Il fault aller rondement.
Lat.: Angulare cave virum. – Rotunde incedendum. (Bovill, III, 147.)
*10. Es ist gerade wie der Weg nach Rom.
Der eben nicht sehr gerade ist. Aus den Zeiten der Jubeljahre, in denen Tausende es für etwas Verdienstliches hielten, nach Rom zu wallfahrten.
*11. Es ist gerade wie ein Hundebein.
*12. Es ist gerade wie eine Sichel.
Auch: Er ist gerade gewachsen wie eine Sichel.
Frz.: Il est fait comme un Z. (Lendroy, 1467.)
*13. Es kann nicht immer gerade gehen. – Mayer, II, 63.
*14. Et es gerâde as de Foss im Wêinfat. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 50.
*15. Gerade, wie grün Holz hinter dem Ofen getrocknet.
*16. Geroade wî anne Prâzel. – Frommann, III, 249, 278.
*17. Wenn's wert groade zugehen (oder: wenn's wird geradezu gehen), do war ech oach a Fuhrmann waren. – Gomolcke, 1096; Robinson, 115. Frommann (III, 244, 103) hat: geradezu.
*18. Das ist g'rad als wenn ich ein'm Thôrischen ein'n gut'n Morg'n gib. – Wirth, 248.
[1331] *19. Er gehet so gerade wie die Schlange. – Herberger, II, 416.
*20. Grade wie ein Licht. – Carlén, Einsiedler, 172.
Adelung-1793: Gerade (2), die · Gerade (1), die · Gerade
Brockhaus-1911: Gerade Aufsteigung · Gerade
Lueger-1904: Gerade Aufsteigung · Gerade
Meyers-1905: Gerade [1] · Gerade [2] · Pascalsche Gerade · Aufsteigung, gerade · Gerade und Ungerade · Gerade Zahl
Pierer-1857: Gerade · Gerade Linie · Gerade u. Ungerade · Doppelt gerade ganze Zahl · Adj.
Buchempfehlung
»Ein ganz vergebliches Mühen würd' es sein, wenn du, o lieber Leser, es unternehmen solltest, zu den Bildern, die einer längst vergangenen Zeit entnommen, die Originale in der neuesten nächsten Umgebung ausspähen zu wollen. Alle Harmlosigkeit, auf die vorzüglich gerechnet, würde über diesem Mühen zugrunde gehen müssen.« E. T. A. Hoffmann im Oktober 1818
88 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro