Vorsehen

1. Besser vorgesehen als nachbereut.

Engl.: Forecast is better than work-hard. (Bohn II, 95.)

Schwed.: Bättre wäl föresee sig, än illa förgjöra sig. (Törning, 10.)


[1698] 2. Der sich fürsiehet, dass er nicht in Koth felt, der darf sich nicht wäschen.Lehmann, 690, 5.

Lat.: Cauto et timido nulla procella nocet. (Gaal, 1613.)


3. Ein jeder sehe für sich und verberge sich hinter keinem Schmeichler.

Ueberschrift eines Gedichts von Hans Sachs. (Düsseldorf, II.)


4. Es ist besser, sich vorsehen als Reue haben. Zeiler, II, 551.


5. Heute soll man sich vorsehen und für morgen bedenken.

Dän.: Vær forsigtig i det nærværende og eftertænksom i det til stundende. (Prov. dan., 183.)


6. Man kan sich nicht zu wol (genug) fürsehen. Petri, II, 456; Grubb, 70.

In Schlesien: Ma koan sich nich genug fîrsahn. (Gomolcke, 1039.)


7. Sieh dich für, so bleibt die Sünd' von deiner Thür.


8. Sieh dich vor, dass Warteinwenig (s.d.) dich nicht betrüge. (Surinam.)

Nimm dich in Acht, dass dein Zaudern dir nicht Schaden bringe.


9. Sieh dich vor, denn Untreue geht dir zur Seite.Simrock, 10786.


10. Sieh dich vor, sagte die Häsin zu ihrem Sohne.Bertram, 75.


11. Sieh dich vor, Unglück ist vorm Thor.

Engl.: Look before you leap; for snakes among sweet flowers do creep. (Gaal, 1590.)

Lat.: Sub omni lapide scorpius dormit. (Gaal, 1590.)


12. Sieh dich wohl für, Schaum ist kein Bier.Eiselein, 545; Simrock, 8902; Körte, 5268; Lohrengel, I, 609; Braun, I, 3808.

Ist einer der sechzehn Sprüche, die an der Decke eines der Sitzungssäle im neuen Rathhause zu Berlin stehen.

Dän.: Leedig vel for, fraade er ikke øl. (Bohn I, 397.)

Lat.: Corrige praeteritum, praesens rege, cerne futurum. (Seybold, 91.)


13. Sieh dich wohl vor, sagte der Hund zum Hasen, Treue ist selten in der Welt.

Holl.: Zich voor dich, trouw wordt weinig geworden, zei de hond tegen den haas. (Harrebomée, II, 347a.)


14. Sieh dich wol vor, du greifst die wilde Sau am Ohr.

Lat.: Suem irritas. (Eiselein, 540.)


15. Sieh für dich, dass Rewel nicht beisse dich. Petri, II, 523; Braun, I, 4840.


16. Sieh für dich, wenn alte Hund bellen.Petri, II, 523.


17. Sieh vor dich, dass dir's nicht geht wie dem Abt von Fulda.Pistor., IX, 37.


18. Sieh vor dich, sieh hinter dich, aber sieh auch von der Seite. (Braunschweig.)


19. Sieh vor dich, trüw is mislich.Ebstorf, 30; Agricola I, 15; Franck, I, 59a, 64a, 141b u. 201a; II, 16a, 20b u. 96b; Henisch, 1587, 39; Petri, II, 524; Egenolff, 18a u. 375b; Eyering, I, 644; Schottel, 1126b; Froschm., Aa VIIb; Lehmann, 68, 12 u. 322, 30; Lehmann, II, 576, 65; Mayer, II, 147; Körte, 6050; Eiselein, 603; Simrock, 10437.

It.: Fidarsi e bene, ma non fidarsi è meglio.

Lat.: Melleus est sermo, latet imo corde venenum; os nectar promit, mens aconita vomit. (Latendorf, Jahrbuch, 269.) – Nemini fidas, nisi cum quo prius modium salis absorpseris. (Suringar, CXXXVI.) – Nusquam tuta fides. (Henisch, 1587, 70.) – Qui leviter credit, deceptus saepe cecedit. (Eiselein, 603.) – Veritas tantum distat a mendacio, quantum distant oculi ab auribus. (Sutor, 361.) – Vivendum caute, fallax est frontis imago, phyltraque ridenti saepe sub ore latent.


20. Sieh vor und hinter dich, die Menschen sind gar wunderlich.Gaal, 1551.

Lat.: Non omni socio cordis secreta revela. (Gaal, 1551.)


21. Such vor dich zu aller stundt, dan mancher hat eyn falschen grundt, syn wort, syn guth, ouch sin gebeer, mer mit dem herzen ist er fern.Weinsberg, 34.

22. Vorgesehen, sagte der Hund zum Hasen.


*23. Vorgesehn, 's kommt ä Herr wie ä Uxe. (Obernigk.)


[1699] 24. Vorsehen ist besser als nachsehen.Bücking, 113.

Frz.: Il vaut mieux voir avant, qu'après. (Gaal, 1644.)

Lat.: Facilius aliquid conservatur, quam de novo acquiritur. (Binder II, 1073; Lehmann, 70, 18.)


25. Vörsehn is 't Beste bi 't Spill. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4097; Eichwald, 1806; für Stendal: Firmenich, III, 132, 14.


26. Vorseien is beter as nâseien.Schambach, II, 63.


27. Wer nicht vor sich sieht, kommt hinter sich.

Engl.: Who looks not before, finds himself behind. (Bohn II, 2.)


28. Wer sich nicht vorsieht, wird verführt.Eiselein, 197.


29. Wer sich wohl vorsieht, wird sich nicht berücken lassen.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 1698-1700.
Lizenz:
Faksimiles:
1698 | 1699 | 1700
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Stramm, August

Gedichte

Gedichte

Wenige Wochen vor seinem Tode äußerte Stramm in einem Brief an seinen Verleger Herwarth Walden die Absicht, seine Gedichte aus der Kriegszeit zu sammeln und ihnen den Titel »Tropfblut« zu geben. Walden nutzte diesen Titel dann jedoch für eine Nachlaßausgabe, die nach anderen Kriterien zusammengestellt wurde. – Hier sind, dem ursprünglichen Plan folgend, unter dem Titel »Tropfblut« die zwischen November 1914 und April 1915 entstandenen Gedichte in der Reihenfolge, in der sie 1915 in Waldens Zeitschrift »Der Sturm« erschienen sind, versammelt. Der Ausgabe beigegeben sind die Gedichte »Die Menscheit« und »Weltwehe«, so wie die Sammlung »Du. Liebesgedichte«, die bereits vor Stramms Kriegsteilnahme in »Der Sturm« veröffentlicht wurden.

50 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon