Ehe, die

[1641] Die Ehe, plur. die -n. 1) Die gesetzmäßige Verbindung zweyer Personen beyderley Geschlechtes, Kinder mit einander zu zeugen und zu erziehen; ohne Plural. Der Stand der Ehe. In den Stand der Ehe treten, sich in denselben begeben. Eine sehr zufriedene Ehe mit einander führen. Die Ehe brechen, diese Verbindung durch fleischliche Vermischung mit einer andern Person übertreten; S. Ehebrechen. Eine Person zur Ehe nehmen, von Personen beyderley Geschlechtes, eine alte aber doch noch überall übliche Wortfügung, aus welcher beynahe erhellen möchte, daß Ehe auch eine auf solche Art verbundene Person bedeutet habe. Eine Person zur Ehe haben, auf solche Art mit ihr verbunden seyn. In der Ehe, außer der Ehe leben, verheirathet, unverheirathet seyn. Zur zweyten Ehe schreiten. Kinder von der ersten, von der zweyten Ehe. 2) Diese Verbindung als ein[1641] Concretum betrachtet. Eine Ehe stiften. Es sind in diesem Jahre nicht viel Ehen geschlossen worden.

Anm. Ehe in der heutigen Bedeutung kommt bey dem Notker am ersten vor, wo es E, bey dem Winsbeck und in dem alten Fragmente auf Carls den Großen Feldzug gleichfalls E lautet. Bey den Niedersachsen heißt die Ehe wider ihre Gewohnheit mit einem starken Hauchlaute die Echt, ehedem aber nur E, Ee, Eh, im Dän. Ägteskab, im Schwed. E. S. Echt. Es scheinet, daß dieses Wort ehedem eine jede Verbindung, oder einen jeden eingeschränkten Zustand, und die Sache, wodurch jemand verpflichtet oder eingeschränket wird, bedeutet habe. So bedeutet Eo bey dem Ottfried, Euua bey dem Kero und Isidor, ein Gesetz, weil doch die ersten Gesetze in einer freywilligen Verbindung und Einschränkung bestanden, bey andern aber den Eid, eidliche Bürgschaft, Huldigung. Das alte Testament, das neue Testament, wurden noch sehr lange die alte und neue Ee genannt, so ferne damit auf den Bund gesehen wird, den Gott mit seinen Anbethern errichtet hat. Alle diese Bedeutungen sind veraltet, und das Wort ist nur noch in der oben gedachten eingeschränkten Bedeutung üblich geblieben. Daß es aber mit dem Umstandsworte der Zeit ehe und dem Lat. aevum verwandt seyn sollte, wie Wachter will, wird sich ohne unnatürlichen Zwang nicht leicht beweisen lassen. Die nordischen Mundarten haben noch ein anderes Wort, die Ehe zu bezeichnen; dieses ist das Nieders. Hillik, das Angels. Hileihi, das Holländ. Houwelyk, Huuwelyk, das Schwed. Hjonolag, daher das Nieders. hilligen, hilliken, heirathen. In dem Bremisch- Niedersächsischen Wörterbüche wird dieses Wort von hold, Holländ. houw, getreu, abgeleitet; nach Ihre aber stammet das Schwed. von Hjon, eine Person, ein Ehegatte, und Lag, Gesellschaft, Verbindung, ab. Im Dän. heißt die Ehe Kuld, im Engl. aber Wedlock. Eh war ehedem auch ein Beywort, welches für echt gebraucht wurde, und noch im Oberdeutschen kommt Ehtafern zuweilen für eine rechtmäßige Taverne oder Schenke vor.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1641-1642.
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