Peter Augustin Baron von Beaumarchais

[136] Peter Augustin Baron von Beaumarchais. Vor einigen Jahren nannte man in Deutschland den Namen [135] Beaumarchais nicht, ohne mit der Achtung für das Genie des Verfassers des Figaro und mehrerer trefflichen dramatischen Stücke zugleich die Bewunderung des edlen Charakters zu verbinden, den uns Göthe in seinem Clavigo, unter dem Namen Beaumarchais, so meisterhaft geschildert hat. Leider ist neuern Nachrichten zu Folge von diesen Gefühlen nichts mehr als die Achtung seiner Talente übrig geblieben; und man mahlt seinen Charakter jetzt nur um so schwärzer, je in einem günstigern Lichte er vorher erschienen war. Er war der Sohn des Uhrmachers Caron, und wurde zu Paris im J. 1723 geboren. Nachdem er bis in sein dreißigstes Jahr Uhrmacher-Geselle gewesen war, wußte er sich bei Herrn und Madam Franquet einzuschmeicheln, und gewann das Zutrauen des erstern und die Liebe der letztern. Im Jahr 1756 reiste er des Nachts Herrn Franquet auf eines seiner Landgüter nach, ihn zu besuchen; den andern Morgen findet man Herrn Franquet todt. Caron heirathet dessen Wittwe, und nimmt von dem Gute, das er mit ihr erhielt, den Namen Beaumarchais an. Madam Franquet lebte mit ihm sehr unglücklich, und starb ein Jahr nach ihrer Verheirathung plötzlich an einer heftigen Colik. Er heirathete die zweite, und nach dieser die dritte Frau; beide waren reich, und starben eben so plötzlich als die erste. Im Jahr 1764 wurde sein Name auf eine edlere Art berühmt, indem er nach Madrit reiste, um den Spanier Clavigo zu zwingen, seiner Schwester, welche derselbe entehrt hatte, Genugthuung zu geben; bei welcher Gelegenheit er viel Muth und Geistesgegenwart zeigte, obschon er seinen Zweck nicht erreichte. In der Folge machte er sich als Schriftsteller und Speculant bekannt. Die Kunst sich zu bereichern verstand er im höchsten Grade, auch soll ihm die Negierung oft geheime Aufträge gegeben haben. Im Jahr 1787 wurde er von dem Banquier Kornmann zu Paris wegen Ehebruch und Verführung seiner Frau angeklagt. Diese, ein liebenswürdiges, reiches, junges Frauenzimmer aus Basel, wurde, nachdem sie, wie man sagt, sechs Jahr mit ihrem Mann sehr glücklich gelebt hatte, von dem Syndicus der Stadt Straßburg Daudet verführt, welcher sie nicht einmahl liebte, sondern die großen Summen, die er von ihr erhielt, mit niedrigen Frauenspersonen durchbrachte. Kornmann verklagte sie zwar bei dem Polizeilieutenant le Noir, und wußte auch einen Verhaftsbrief von dem Minister zu erhalten, vermöge dessen er seine Frau in einem Kloster verborgen [136] hielt. Unvermuthet forderte jetzt Beaumarchais, welchen Kornmann gar nicht kannte, unter den stärksten Drohungen ihre Freilassung; und le Noir selbst war die dritte Person des Complots welches Kornmann nicht bloß um seine Frau, das unglückliche Schlachtopfer ihrer Verführung, sondern auch um sein Vermögen brachte, und sogar mehrere Versuche auf sein Leben wagte. Durch Beaumarchais und Daudet hatte Madam Kornmann eine neue Bekanntschaft mit dem Cordinal Rohan gemacht, an welchem Kornmann einen neuen Feind erhielt. Den Tag nach der Eroberung der Bastille kam Beaumarchais mit dem Herrn de Laizert, welcher das Commando der Bastille verlangte, aus einem unterirdischen Gange derselben hervor gekrochen, um, wie er sagte, die Effecten der Madame de Launoy zu retten: der Commandant de Soules ließ ihm dieselben aber nicht verabfolgen; und Beaumarchais begab sich mit einer Leibwache, die er mit sich gebracht hatte, hinweg. Herr Girtanner (im 2ten Theil seiner Geschichte der Franz. Revol.) hat aus dieser Begebenheit geschlossen, Beaumarchais habe die Bastille wieder erobern wollen: kein Zug würde das scheußliche Gemählde bessex krönen können, das der genannte Schriftsteller von Beaumarchais entworfen hat, wenn er erwiesen wäre; allein Herr Girtanner hat das Uebereilte seiner Behauptung selbst gefühlt, und dieselbe, und mit derselben zugleich das Leben des Beaumarchais, in der neuen Ausgabe weggelassen. Es soll ihm gelungen sein, das Zutrauen des National-Convents zu gewinnen, daß ihm derselbe einen Auftrag nach England gegeben, und auf diese Art aus Frankreich zu entkommen und seine Person und sein Vermögen zu sichern.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 135-138.
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