Amphibien

[71] Amphibĭen oder auch Reptilien nennt man diejenigen Thiere, welche rothes, kaltes Blut haben und sich ebenso wol im Wasser als auf dem Lande aufhalten können, obschon die meisten auf dem Lande leben oder doch in ihrem [71] vollkommenen Zustande diesen Aufenthalt vorziehen. So verschieden auch diese Thiere in ihrem äußern Baue sind, so haben sie doch sehr viele Eigenschaften miteinander gemein; von andern Thiergeschlechten unterscheiden sie sich im Allgemeinen dadurch, daß sie weder Haare noch Federn, sondern eine glatte oder mit Schuppen und Schilden bedeckte Haut haben. Manche sind sehr fischähnlich gebaut, andere mehr den vierfüßigen Thieren ähnlich, überhaupt aber findet man unter ihnen die merkwürdigsten, mitunter wahrhaft abschreckenden Gestalten. Die größten und giftigsten Amphibien leben in den heißen Erdgegenden; die in den gemäßigten Zonen verfallen in der kalten Jahreszeit in den sogenannten Winterschlaf, d.h. in eine todtenähnliche Erstarrung, während welcher sie keine Lebenszeichen von sich geben, und aus der sie nur durch künstliche Wärme erweckt werd en können. Andere Thiere, vom Ochsen an, den das Krokodil überwältigt, bis zur Mücke, die der kleine Frosch fängt, sind ihre gewöhnliche Nahrung. Sie pflanzen sich größtentheils durch Eier fort, um deren Ausbrütung sie sich aber wenig oder gar nicht kümmern und aus denen meist ein Thier entsteht, das erst nach mehren Verwandlungen seine eigentliche Gestalt erhält; einige gebähren aber auch lebendige Junge. Die Amphibien sind im Allgemeinen, da sie ebenso gut nützliche wie schädliche Thiere zur Nahrung haben, wenn auch manche derselben durch giftigen Biß und andere Eigenschaften gefährlich werden, sehr nützliche Thiere, und nur aus Unkunde werden sie in den gemäßigten Gegenden, wo allein die Kreuzotter giftig ist, so eifrig verfolgt. Gewöhnlich theilt man sie ein in Schildkröten, welche sich durch den mehr oder minder harten Panzer auszeichnen, mit welchen ihr Körper oben und unten bedeckt ist; in Eidechsen, wozu auch die Krokodile gehören, meist mit vier, manche auch nur mit zwei Füßen, alle mit Zähnen, der Körper aber mit Schilden oder Schuppen versehen; in Schlangen, ohne Füße, meist mit so weit ausdehnbarem Munde, daß sie größere Thiere, als sie selbst sind, verschlingen können, und in froschartige, wie Frösche, Kröten, Molche u.s.w., welche meist Eier legen, aus denen sich eigenthümlich gebaute, im Wasser lebende Junge entwickeln.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 71-72.
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