Kröte

[674] Kröte ist eine zu der Familie der Frösche (s.d.) gehörige Amphibie, welche sich von den eigentlichen Fröschen dadurch unterscheidet, daß sie meist nur langsam kriechen, nicht hüpfen kann, weil ihre Hinterbeine oft nicht viel länger als die Vorderbeine sind. Die Kröten haben einen dicken, plumpen Leib, der mit Warzen bedeckt ist, aus denen ein scharfer Saft ausschwitzt. Der Kopf ist gewölbt und vor den Augen zusammengedrückt und hat eine durchlöcherte Wulst hinter den Ohren. An den Hinterbeinen befindet sich bei den meisten eine halbe Schwimmhaut; sie leben aber meist nicht sowol am und im Wasser, sondern mehr an dunkeln, schattigen, feuchten Orten. Sie kommen stets des Nachts hervor, um Nahrung zu suchen, bei Tage nur dann, wenn es geregnet hat. Während des Winters schlafen sie in Höhlen, welche sie sich selbst graben. Sie haben ein ungemein zähes Leben und können sehr lange ohne Nahrung aushalten. Gewöhnlich hält man sie für giftig, sie sind es aber nicht, sondern ihr Urin, welchen sie von sich spritzen, wenn sie gereizt werden, verursacht nur ein unbedeutendes Brennen, wenn er auf die Haut des Menschen kommt. – Die gemeine Kröte ist oben rothbraun, wol auch schwärzlich oder olivengrün, unten blaßröthlich und wird drei Zoll lang. Sie kann Jahre lang ohne Nahrung existiren und man hat sogar in Steinen lebende Kröten gefunden, welche nachher noch einige Zeit lebten; sogar mitten in Holzstücken will man einzelne solcher Thiere gefunden haben. Die Naturforscher können den Zusammenhang dieser auffallenden Erscheinung noch nicht erklären. – Die Kreuzkröte oder Hausunke ist olivengrün und hat mitten über die Länge des Rückens eine gelbe Linie und an den Seiten eine ausgezackte röthliche Kante. Die Warzen auf dem Rücken sind rothbraun und bei den Ohren und den Mundwinkeln blaßroth. An den Seiten des Bauchs, an den Beinen und am Kopfe sieht man unregelmäßige olivengrüne Flecke. Sie hat keine Schwimmhaut und keine Wulste hinter den Ohren; aber in der hohlen Hand der Hinterfüße hat sie zwei kleine Knöchelchen, [674] welche ihr beim Laufen und Klettern Dienste leisten. Man findet sie an feuchten Ufern, in Kellern, altem Gemäuer u. dgl. und sie verbreitet einen übeln, abgebranntem Schießpulver ähnlichen Geruch. Die Männchen bringen den dumpfklagenden Ton Unk! Unk! hervor, indem sie die Kehle weit aufblasen. – Munterer und behender als die meisten übrigen Kröten ist die grüne oder veränderliche Kröte, deren Grundfarbe weiß mit großen grasgrünen Flecken ist. Auf den weißen Stellen haben die Warzen einen rothen Punkt. Wenn die Sonne auf dieses Thier scheint, so wird die Haut desselben glanzlos und schwitzt eine stinkende, ätzende Feuchtigkeit aus. Sie lebt besonders in dem südl. Frankreich, auch um Paris und im Mecklenburgischen. – In der Schweiz, in den Rheingegenden und um Paris findet man sehr häufig die aschgraue Kröte, welche oben bläulich schwarzgrau mit einzelnen schwarzen Flecken ist und an jeder Seite des Rückens eine Reihe größerer Warzen hat. Unter dem scheibenartigen Ohre liegt eine dicke Wulst. Die Hinterbeine sind um einen Zoll länger als die Vorderbeine. Der Ton, welchen diese Thiere hervorbringen, gleicht dem, welcher bei Reibung einer Glasglocke entsteht. Die Weibchen schlingen ihre Eierschnüre um beide Schienbeine und behalten dieselben, bis die Kaulquappen hervorbrechen. – Die Feuerkröte ist die kleinste von den bei uns lebenden Kröten. Ihr Rücken ist dunkelolivengrün oder bräunlich und matt schwarz gefleckt, Bauch, Kehle und Beine sind schwarzblau und rothgelb gefleckt. Sie hat lange Hinterbeine mit ganzen Schwimmhäuten und kann gut hüpfen. Sie lebt im Wasser und in Sümpfen und gibt einen dumpf flötenden Ton von sich, daher sie wol auch Unke genannt wird. – Die braune oder Wasserkröte hat nur auf dem Rücken wenige Warzen. Sie ist hellbraun, hat einen hellen Strich auf der Mitte des Rückens und dunkelbraune Flecke. Der Bauch ist gelblich. An den mit Schwimmhäuten versehenen Hinterfüßen hat sie noch eine sechste Zehe. Wenn man sie ängstigt, so verbreitet sie einen knoblauchartigen Geruch. – Die in Brasilien und Virginien lebende gehörnte Kröte hat kegelförmige Augenlider, welche wie Hörnchen emporstehen. Das Weibchen, welches sechs Zoll lang wird, ist oben dunkelbraun, hat dunkle, hellgesäumte Hüften und über Kopf und Rücken einen breiten hellgrünen Streifen und ist auf ähnliche Weise auch an den andern Theilen gezeichnet. Das Männchen hat auf dem Rücken schön orangegelbe Streifen und ist überdies mit grünen und rothbraunen Flecken gezeichnet. Der Bauch ist goldgelb. Auf Rücken und Schenkeln sind stachelartige Warzen; der Kopf nimmt ein Drittheil des ganzen Körpers ein und in dem großen Maule ist die Zunge vorn angewachsen. – Noch größer, über acht Zoll lang, wird die Seekröte oder Riesenkröte, die einen eckigen Rücken und hinter den Ohren eine fleischige, hellaschgraue, schwarzpunktirte Wulst hat. Der aschgraue Körper hat hellgraue oder gelbliche Flecken und große Warzen; der Kopf ist röthlich. Dieses Thier, welches eine brummende Stimme hat, findet man in den sumpfigen Gegenden Südamerikas.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 674-675.
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