Krokodile

Krokodile
Krokodile

[671] Krokodile (die) sind eine Gattung der Amphibien aus der Ordnung der Eidechsen, deren Körper mit starken gewölbten Schuppen oder Platten bedeckt ist.

An den Zehen haben sie größere oder kleinere Schwimmhäute, ihre Zunge ist fleischig, dick und unbeweglich und ihre Zähne sind spitz und kegelförmig. Die äußere Ohröffnung können die Krokodile mit zwei Lippen nach Willkür verschließen. Sie sind die größten und furchtbarsten Amphibien, leben nur in süßen Gewässern, wo sie sich mit großer Geschwindigkeit bewegen können, während sie auf dem Lande langsam und ungelenk sind, namentlich sich nicht schnell seitwärts wenden können. An der Kehle haben sie zwei kleine Drüsenhöhlen, in welche sich eine moschusartig riechende Feuchtigkeit absondert. Sie legen Eier, welche die Größe von Gänseeiern haben, und sollen sehr alt werden. Man unterscheidet gewöhnlich drei Arten, das eigentliche Krokodil, den Gavial und den Alligator oder Kaiman. Der Kopf des gemeinen Krokodils ist etwa zweimal solang als breit, die Schnauze lang und niedergedrückt. Auf dem Nacken liegen sechs Schilder, auf dem Rücken 15 oder 16 Reihen von Schildern und auf dem Schwanze 17 oder 18 paarweise und 18–20 einfache kammartig vorstehende Schilder. Die starken Füße sind mit Zehen versehen, von denen die an den Hinterfüßen mit ganzen Schwimmhäuten ausgestattet sind. Das Krokodil ist von lauchgrüner oder bronzener Farbe und hat auf dem Rücken eine Menge kleiner schwarzer Flecken, die an den Seiten [671] des Rumpfs und Halses größer sind und am Schwanze zu unregelmäßigen Querbändern auslaufen. Auf der untern Fläche des Körpers sind diese Thiere schmuziggelb. Diese im Nil in Ägypten vorkommenden Krokodile wachsen bis ins hohe Alter und erlangen eine Länge von 30 F. Man findet sie jetzt nur noch in Oberägypten. Ein gleichfalls im Nil lebendes kleineres Krokodil soll unschädlich und dasjenige sein, welchem die Ägypter göttliche Verehrung zollten, während das beschriebene große für den Leviathan der Bibel gehalten wird. Am Tage lebt das hier abgebildete gemeine Krokodil gewöhnlich auf dem Lande in der Nähe des Wassers, während der Nacht geht es aber in dieses selbst und hält sich hier in großen Gesellschaften auf. Gewöhnlich erhebt es, um zu athmen, die Schnauze über die Oberfläche des Wassers. So lange das Krokodil auf dem Lande ist, pflegt es vor dem Menschen zu fliehen, im Wasser aber fällt es ihn wüthend an und raubt ihm das Leben oder doch einzelne Glieder. Seine vorzüglichste Nahrung sind indeß Fische. Die Eier legt das Weibchen in den Sand, wo sie von der Sonnenwärme ausgebrütet werden. Die auskriechenden Jungen sind ungefähr acht Zoll lang und haben einen großen in die Bauchhöhle sich hineinziehenden Dottersack, welcher sie so lange ernährt bis sie selbst auf Raub ausgehen können. Gegen die Vermehrung des Krokodils ist der Ichneumon (s.d.) thätig, indem er die Eier desselben aufsucht; eine Fabel aber ist es, daß derselbe dem schlafenden Krokodil selbst in den Rachen krieche, sich durch dasselbe hindurchfresse und es so tödte. Man macht auf das Krokodil Jagd, mehr um es zu vertilgen, als um es zu benutzen. Am leichtesten wird es getödtet, indem man ihm einen Schuß mit grobem Schrot in die Gegend des Nackens beibringt, wo es am leichtesten verwundbar ist. Das Fleisch, welches zuweilen gegessen wird, hat einen ekelhaften Bisamgeruch und Geschmack.

Der Gavial hat eine verlängerte walzige Schnauze, im Oberkiefer 56–60, im Unterkiefer 50–52 Zähne. Auf dem Nacken hat er sechs Schilder, dann folgen drei Querreihen großer Schilder und 19 Querreihen, deren jede aus zwei kleinen Schildern an der Seite und zwei großen in der Mitte bestehen. Der Schwanz wird von 19 paarweisen und 19 einfachen kammartig erhobenen Schildern gebildet. Seine Farbe ist schmuziggrün und braun, auf dem Bauche heller und oben schwarz gefleckt. Man findet den großen Gavial, welcher 18–20 F. lang wird, im Ganges und allen großen Flüssen Malabars. Er nährt sich gleichfalls vorzüglich von Fischen, greift aber auch Säugthiere und Menschen an. Die Indier betrachten ihn als ein heiliges Thier.

Von dem Kaiman unterscheidet man mehre Arten, welche sich durch eine kurze, breite und stumpfe Schnauze und eine [672] halbe Schwimmhaut auszeichnen. Sie leben sämmtlich in Amerika. Der vorstehend abgebildete Brillenkaiman oder Jacare hat hoch oben am Kopfe stehende Augen. Der obere Rand der Augenhöhlen ist stark erhöht, sodaß die Stirn zwischen den Augen mit einer starken Furche versehen ist, vor der eine halbmondförmige Querleiste steht, die das Ansehen des Verbindungsbogens einer Brille hat. Im Rachen stehen oben wie unten 36 kegelförmige Zähne. Der Kopf ist mit vielen Schildern und Schuppen bedeckt, am Hinterkopf und Oberhalse sind mehre Querreihen von Schildern. Vier Panzerquerbinden bedecken den Rücken und den Schwanz, wo sich gleichfalls erst ein doppelter, zuletzt ein einfacher sägenförmiger Kamm befindet. Der Brillenkaiman ist unten grünlichweiß, unter dem Kopfe und an den Seiten grau marmorirt. Oben ist er dunkelolivengrün und auf dem Rücken gewahrt man vier undeutliche schwarze Querstreifen, sowie zehn ähnliche am Kopfe. Er wird 10–12 F. lang und findet sich in dem größten Theile Südamerikas bis hinauf nach Cayenne oder Surinam in den kleinern Flüssen und Seen. Er verzehrt Alles, was er von Thieren erreichen und bewältigen kann, und zuweilen auch Menschen, welche ins Wasser gegangen sind. Ihre Eier sollen diese Thiere in einer Art von Nest verbergen, welche die Weibchen muthig vertheidigen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 671-673.
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