Brüste

[337] Brüste werden bei dem Menschen und einigen wenigen Säugethieren, z.B. den Affen und Fledermäusen, die beiden an der Oberfläche der Brust befindlichen drüsigen, halbkugeligen Organe genannt, welche zur Absonderung der Milch dienen, bei beiden Geschlechtern von Geburt an sich vorfinden, doch nur bei dem weiblichen und auch bei diesem erst mit dem Eintritte der Mannbarkeit ihre vollkommene Ausbildung erlangen. Sie bestehen eigentlich aus einer Menge kleiner weißröthlicher, drüsenartiger Körperchen, die eng untereinander verbunden und in größere Abtheilungen vereinigt, die Brustdrüsen bilden. Diese Körperchen sind kleine, länglich runde, hohle Bläschen, in welche sich die Blutgefäße endigen und von denen enge Kanäle, die sogenannten Milchgänge, ausgehen, die sich fortwährend erweitern, in 7–15 Stämme sammeln, nach dem Mittelpunkte der Brustdrüse wenden und als die Ausführungsgänge der Milch in der Brustwarze endigen. Diese ragt auf der Mitte einer jeden Brust hervor, ist fester, auch dunkler gefärbt als die übrige Haut der Brust, mit vielen Blutgefäßen und Nerven versehen und von einem dunkelrothen oder bräunlichen Umkreise, dem sogenannten Hofe, umgeben, an welchem eine größere oder geringere Menge kleiner Höckerchen bemerkbar sind, die eine salbenartige Feuchtigkeit absondern. An der Spitze dieser Brustwarze, die sehr empfindlich ist und wenn sie gereizt wird, leicht aufschwillt, öffnen sich die Ausführungsgänge der Milch nach außen. Die äußere Haut, welche die Brustdrüse bedeckt, ist weicher, zarter und empfindlicher als am übrigen Körper und mit vielem Fette unterpolstert, wodurch die Brüste ihre halbkugelige Gestalt erhalten. Der Raum zwischen den menschlichen Brüsten heißt Busen, doch belegt der Sprachgebrauch die weiblichen Brüste auch überhaupt mit diesem Namen. Die Brüste sondern nur gegen das Ende der Schwangerschaft und nach der Entbindung Milch ab und schweilen dann an, erhalten aber nach Beendigung des Säugens wieder ihren frühern Umfang. Mit dem spätern Alter werden sie welk, und schrumpfen endlich fast ganz zusammen. Sie machen einen wesentlichen Theil der weiblichen Schönheit aus und verdienen schon deshalb, abgesehen von der Wichtigkeit ihrer Verrichtung, eine besondere Aufmerksamkeit und Pflege, ohne welche sie nicht gedeihen können. Sie dürfen weder zu sehr entblößt noch zu warm gehalten, durch die Kleidung eingeengt oder gar gedrückt werden, am allerwenigsten wenn sie in der Absonderung der Milch begriffen sind, wo sie eher zu Krankheiten, z.B. Entzündung, Eiterung, Bildung von sogenannten Milchknoten u.s.w. geneigt sind, als zu jeder andern Zeit und oft der Sitz bösartiger Verhärtungen und krebsartiger Schäden werden, welche meist zu gänzlicher Abnahme durch das Messer zwingen. Die Fälle, daß Frauen mehr als zwei, drei, ja vier und fünf Brüste haben, kommen zwar außerordentlich selten vor, lassen sich aber als durch die glaubwürdigsten Zeugnisse bestätigt, nicht ableugnen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 337.
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