Brune

[333] Brune (Guillaume Marie Anne), franz. Reichsmarschall, ausgezeichnet als Feldherr und Staatsmann, geb. 1763 zu Brives la Gaillarde, war der Sohn eines Advocaten und sollte sich in Paris für denselben Beruf ausbilden. Er fand jedoch mehr Geschmack an literarischer Thätigkeit, trat nach Ausbruch der franz. Revolution in nahe Verbindung mit den ausgezeichnetsten Häuptern der Volksparteien und spielte in den Stürmen jener Zeit eine wichtige Rolle. Nachdem er eine unternommene Buchdruckerei wieder hatte aufgeben müssen, ging er 1791 als Civilcommissair nach Belgien, nahm dann Dienste im Heere der Republik und wurde im Sept. 1792 an die Spitze des Transportwesens der Armee berufen. Er zog es jedoch vor, die Gefahren der Schlachten zu theilen und erbat sich als Gunst, wieder zum Generalstabe versetzt zu werden. B. stieg sehr bald bis zum Brigadegeneral und zeichnete sich als solcher 1796 in Italien aus, führte dann seit 1798 ruhmvoll den Oberbefehl in der Schweiz, in Holland, in der Vendée, wieder in der Schweiz und 1800 in Italien, nachdem er kurz vorher in den Staatsrath berufen worden war. Von 1803–5 bekleidete er den Posten eines franz. Gesandten in Konstantinopel, wurde noch vor seiner Rückkehr zum franz. Reichsmarschall und 1806 zum Generalgouverneur der Hansestädte ernannt, erhielt auch den Oberbefehl der gegen das damalige schwed. Pommern bestimmten Truppen, nach dessen Besitznahme er aber wegen Begünstigung des engl. Schleichhandels in Hamburg abberufen wurde und bis 1814 unbeschäftigt blieb, wo er sich für Ludwig XVIII. erklärte, allein nicht angestellt wurde. Daher wendete er sich nach der Rückkehr Napoleon's von Elba an diesen, wurde zum Pair erhoben und erhielt ein Commando im südl. Frankreich, wo seine Strenge, mit welcher er die fanatische Bevölkerung im Zaume hielt, und die Verzögerung der Übergabe von Toulon ihn so verhaßt machte, daß er auf der Reise nach Paris im Aug. 1815 in Avignon von dem aufgereizten Pöbel angehalten und im Gasthause ermordet wurde. Sein Leichnam wurde in die Rhone gestürzt und erst sechs Jahre später auf dringendes Bitten seiner Wittwe eine Untersuchung des Vorgangs angeordnet, die aber keinen Schuldigen der Strafe überlieferte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 333.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: