Durchsichtigkeit

[610] Durchsichtigkeit (die) ist eine Eigenschaft der Körper, vermöge welcher sie dem Lichte einen fast ungehinderten Durchgang erlauben, daher man andere Körper durch sie hindurchsehen kann. Manche luftförmige Flüssigkeiten oder Gasarten und mehre tropfbare Flüssigkeiten besitzen dieselbe in hohem Grade, aber auch feste Körper, z.B. farbloses Glas und Diamant, sind vorzüglich durchsichtig, doch bleibt dies sehr von der Dicke oder Dünnheit der betreffenden Körper abhängig. So ist berechnet worden, daß der durchsichtigste Körper, die Luft, wenn sie durchaus die Dichtigkeit wie nahe an der Erde besäße, bei 3,110,310 F. Höhe kein Sonnenlicht mehr durchlassen würde, von dem der die Erde umgebende Dunstkreis ohnedies, wenn die Sonnenstrahlen senkrecht hindurchgehen, 1/5 bis 1/4 aufhält; mehre Zoll starkes Glas verliert an Durchsichtigkeit und das Meerwasser büßt dieselbe in einer Tiefe von 680 F. ganz ein. Zur Durchsichtigkeit gehört eine gewisse Gleichartigkeit und gleichförmige Dichtigkeit der Masse, daher selbst das Gold Licht durchläßt, wenn man es in ganz dünnen, kaum über 1/30000 Zoll starken Blättchen anwendet, sowie in Öl getränktes Schreibpapier etwa für den dritten Theil des auffallenden Lichts durchgänglich ist, weil dessen Masse von dem die Zwischenräume oder Poren desselben ausfüllenden Öle gleichmäßiger und einer Flüssigkeit ähnlicher wird. Dagegen verliert das Glas seine Durchsichtigkeit durch Zerstoßen oder Vermengung der Glastheile mit Luft, und schon zwei Glasscheiben sind weniger durchsichtig, wenn sich Luft, als wenn sich Wasser dazwischen befindet. Durch Verminderung ihrer Durchsichtigkeit werden durchsichtige Körper allmälig durchscheinende, durch welche andere Körper gar nicht oder nur in sehr schwachen Umrissen zu erkennen sind.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 610.
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