Durchsichtigkeit

[301] Durchsichtigkeit (Diaphanität, Pelluzidität, Transparenz), die Eigenschaft der Körper, dem auf sie fallenden Lichte den Durchgang zu gestatten. Es gibt weder absolut undurchsichtige Körper noch solche, die allen auf ihre Oberfläche fallenden Lichtstrahlen ohne irgend eine Schwächung den freien Durchgang gestatten. Selbst durch reines Spiegelglas gehen nur etwa 80 Proz. des auffallenden Lichtes. Anderseits gewinnen Körper, die in großen Massen ganz undurchsichtig sind, in sehr dünnen Schichten einen gewissen Grad von D. (z. B. Gold als Blattgold); dagegen verlieren andre, die in kleinen Schichten höchst durchsichtig sind, bei größerer Dicke oder Tiefe alle bemerkbare D. So würde auch die Atmosphäre, wenn sie die mittlere Dichtigkeit, die sie an der Oberfläche der Erde hat, durchweg behielte, bei 976,000 m Höhe kein Sonnenlicht mehr durchlassen. Aus der Dichtigkeit und chemischen Beschaffenheit eines Körpers läßt sich auf seine D. kein Schluß ziehen; diese hängt vor allem von einer gewissen Gleichartigkeit der Masse, namentlich von deren gleichmäßiger Dichtigkeit ab, und jede Ausscheidung einzelner abgegrenzter Teile im Innern einer Masse stört die D., indem das Licht im Innern der Körper an den Stellen zurückgeworfen wird, wo der Strahl zu einem Stoffe von abweichender Dichte oder Brechungskraft gelangt. Ein Instrument zur Bestimmung der D. ist das Diaphanometer (s. d.). Man ermittelt mit Hilfe desselben den Durchsichtigkeitskoeffizienten, der den Bruchteil des einfallenden Lichtes angibt, der durch eine als Längeneinheit gewählte Schicht des betreffenden Körpers gegangen ist. Viele Körper sind nicht für alle Farben gleichmäßig durchsichtig; sie absorbieren die Strahlen einer oder mehrerer Farben, während sie die Strahlen der andern Farbe oder Farben durchlassen. Die Farbe der farbigen durchsichtigen Körper rührt nur daher, daß von dem weißen Licht gewisse Strahlen absorbiert werden. Zwei farbige durchsichtige Körper, z. B. manches grüne und rote Glas, werden, auseinander gelegt, undurchsichtig, wenn die Strahlen, die der eine Körper durchläßt, von dem andern vollkommen absorbiert werden. Gewöhnlich nennt man diejenigen farbigen Körper am durchsichtigsten, welche die am meisten leuchtenden Strahlen durchlassen, also die gelben, und diejenigen die undurchsichtigsten, die den wenigst leuchtenden Strahlen den Durchgang gestatten, also die blauen und violetten. Die verschiedenen Abstufungen der D. (Pelluzidität) machen in der Mineralogie einen wesentlichen Teil der Kennzeichenlehre aus. Durchsichtig heißt ein Mineral (oder überhaupt ein Körper), das die auffallenden Lichtstrahlen so vollständig durchläßt, daß die hinter ihm befindlichen Gegenstände deutlich gesehen werden können; halbdurchsichtig, wenn es die hinter ihm befindlichen Gegenstände noch erkennen läßt, aber nicht mehr in deutlichen Umrissen; durchscheinend, wenn es nur einen einförmigen Lichtschein durchschimmern, aber den dahinter befindlichen Gegenstand nicht mehr wahrnehmen läßt; kantendurchscheinend (an den Kanten durchscheinend), wenn es nur an den scharfen Kanten einen Lichtschein durchschimmern läßt; undurchsichtig, wenn es gar keine Lichtstrahlen durchläßt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 301.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: