Ems

[658] Ems, ein berühmter Badeort mit ungefähr 70 gutgebauten, zur Beherbergung von Curgästen geeigneten Häusern, unweit des gleichnamigen Dorfes, in einem engen, romantischen Thale, im Herzogthume Nassau, am rechten Ufer der Lohn gelegen, über die hier eine Schiffbrücke führt. Die warmen Quellen von E., deren es jetzt 15 gibt, waren schon den Römern bekannt, doch später vergessen und erst 1355 ward des sonst auch Eimetz und Empst genannten Ortes als eines Bades wieder gedacht. Später waren Hessen-Darmstadt und Mainz Besitzer desselben und ließen beide Badehäuser aufführen, was zu Anfang des 17. Jahrh. auch von Nassau-Oranien geschah, und seit 1806 ist Nassau im alleinigen Besitz von E. Durch Vereinigung des ehemaligen hessen-darmstädtischen und nassau-oranischen Badehauses oder Schlosses entstand das jetzige Curhaus, das außer zahlreichen Bädern auch viele Wohnungen für Curgäste enthält und Eigenthum der Regierung ist. Im Armenbad werden arme Kranke ohne Unterschied des Vaterlandes und der Religion unentgeltlich aufgenommen, ärztlich behandelt und verpflegt. Alle Quellen zu E. gehören zu den erdig-alkalischen Mineralwässern und unterscheiden sich wenig durch ihre festen Bestandtheile, wol aber durch ihre zwischen 18–44° R. wechselnde Wärme. Sie werden sowol zum Trinken, als zu Bädern, zu Einspritzungen und Douchen benutzt und vorzüglich gegen Krankheiten der weiblichen Geschlechtstheile, Unregelmäßigkeiten der weiblichen Regeln, gegen Unfruchtbarkeit, Nervenschwäche, Verschleimungen der Därme, Brustkrankheiten, namentlich hartnäckige Heiserkeit, langwierigem Husten, Brustkrampf, beginnende Hals- und Lungenschwindsucht, gegen manche langwierige Hautausschläge und Geschwüre u.s.w. empfohlen; auch werden davon jährlich gegen 100,000 Krüge versandt. E. gehört zu den stillen Badeorten, da ihm Gelegenheit zu rauschenden Vergnügungen abgeht; auch ist die Mehrzahl der in neuester Zeit jährlich dort einsprechenden 1500 Badegäste sehr leidend. Dem frühern Mangel an Spaziergängen ist neuerdings durch Anlagen auf dem linken Ufer der Lahn abgeholfen, der Besuch der Umgegend aber, selbst schwächlichen Curgästen, durch eine Menge von Eseln sehr erleichtert worden, die zum Reiten bereitgehalten werden. – Emser Punctation heißt die am 25. Aug. 1785 von den vier deutschen Erzbischöfen im Bade E. abgeschlossene Übereinkunft zur Behauptung der ihnen nach kanonischem Recht und nach der Verfassung des deutschen Reiches zustehenden erzbischöflichen Befugnisse wider die Beeinträchtigung derselben durch den päpstlichen Stuhl zu Rom, die jedoch die davon erwarteten Folgen nicht hatte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 658.
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