Gleichen

[228] Gleichen (die drei) sind die Burgruinen in der Nähe des Dorfes Wandersleben im preuß. Regierungsbezirk Erfurt, deren eine das Stammschloß der Grafen von Gleichen ist, welches Geschlecht schon längst ausgestorben. Von diesen Grafen ist besonders einer bekannt, welcher Ernst oder Ludwig von Gleichen genannt wird und der in Palästina in türk. Gefangenschaft gerathen, von der Tochter des Sultans, die ihn liebte, aber gerettet worden sein soll, unter der Bedingung, daß er sie als sein Weib mit sich heimführe. Der Graf war schon vermählt, aber die Sehnsucht nach der Heimat und die Liebe der jungen Türkin vermochten ihn, auf deren Bitten und Pläne einzugehen. Sie flohen und langten glücklich in Venedig an. Hier erfuhr der Graf von Gleichen, daß seine Gemahlin noch lebe und sehnsüchtig seiner harre. Er ging nach Rom, trug dem Papste sein Schicksal vor und erhielt, nachdem die türk. Prinzessin Christin geworden, die Erlaubniß, zwei Frauen haben zu dürfen. Nun eilte er zu seiner ersten Gemahlin, die ihn und seine Befreierin liebevoll aufnahm und mit der letztern in ungestörter Eintracht lebte. Ein Denkstein des Grafen, der ihn mit seinen beiden Frauen zeigt, ist jetzt im Dome zu Erfurt und war früher in dem ehemaligen Benedictinerkloster auf dem Petersberge daselbst aufgestellt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 228.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: