Grandes

[259] Grandes ist der Name des höchsten Adels in Spanien. Der gesammte span. Adel zerfiel früher in drei Classen, die Ricos Hombres oder reichen Leute, die Cavalleros oder Ritter, und die Hidalgos oder Edelbürtigen. Im 13. Jahrh. bildeten sich in dem hohen Adel durch gesetzliche Bestimmungen als eine noch mehr bevorzugte Adelsclasse die Brandes. Diese waren theils Verwandte des kön. Hauses, theils mit den bedeutendsten Gütern belehnte Ricos-Hombres und hatten keine weitere Staatspflicht, als die, für den Fall des Kriegs dem Könige gewisse Mannschaften zu stellen. Ihre Güter und Würden erbten auf ihre Söhne [259] fort und sie konnten nur in gewissen gesetzlich bestimmten Fällen derselben verlustig werden. Sie standen eigentlich nur unter dem Könige, denn kein weltlicher Richter konnte sie ohne ausdrückliche kön. Bevollmächtigung zur Rechenschaft ziehen. Im Range standen sie zwischen den hohen Prälaten und den Titulados, d.h. den mit Titeln (wie Herzöge, Grafen) versehenen hohen Adeligen. Der König ertheilte ihnen die Erlaubniß, in seiner Gegenwart das Haupt zu bedecken. Kaiser Karl V. bestimmte näher die Ehrenrechte der Grandes, doch wurden diese allmälig durch die Politik der span. Könige zu einem von der Krone durchaus abhängigen Hofadel. Man unterschied drei Classen der Grandes, die erste erhielt vom König die Erlaubniß, sich zu bedecken, ehe sie ihn angeredet, die zweite, nachdem sie ihn angeredet, aber ehe er geantwortet, und die dritte, nachdem er geantwortet. Einige ähnliche Ehrenvorrechte, z.B. der Titel Excellenz, waren endlich der Überrest der ehemaligen Größe. Joseph Napoleon schaffte als König von Spanien die Grandes ab, dieselben wurden aber von Ferdinand VII. wieder in ihre Rechte eingesetzt und nach dem Estauto real von 1834 wurden die Mitglieder der ersten Classe der Cortes, die Proceres, aus ihnen erwählt. (S. Spanien.)

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 259-260.
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