Irene

[455] Irēne, ausgezeichnet durch Verstand, Schönheit und Lasterthaten, war aus Athen gebürtig und seit 769 die Gemahlin des griech. Kaisers Leo IV., nach dessen 780 erfolgtem Tode sie von der mächtigen Partei der Geistlichen und Mönche unterstützt, mit ihrem minderjährigen Sohne Konstantin VI. zur Herrschaft gelangte. Sie benutzte ihre Gewalt zum großen Nachtheil des Reichs nur zur Befriedigung ihrer Herrschsucht und Eitelkeit. Zwar bemühte sie sich, die Fortschritte Karl's des Großen in Italien, wo sie gegen ihn 788 eine Schlacht verlor, aufzuhalten, [455] stürzte aber das Reich in Kämpfe und Unruhen, indem sie gleich gewaltsam und listig die schon von drei Kaisern bekämpfte Verehrung der Bilder auf der Synode zu Nicäa einführte. Als ihr Sohn Konstantin endlich selbst herrschen wollte und sich nicht mehr von ihr bestimmen ließ, bemächtigte sie sich verrätherisch seiner Person und ließ ihm im kais, Palast, während er schlief, die Augen ausstechen. I. herrschte nun allein, unbekümmert um des Reiches Noth, in welches die Feinde einfielen und bis zu den Thoren der Hauptstadt drangen, und wurde ihrer verschwenderischen Freigebigkeit und ihres frommen Eifers wegen von dem Volke und den Geistlichen bewundert und als eine Heilige verehrt, bis sie 802 durch einen Nebenbuhler vom Throne gestoßen und auf die Insel Lesbos verwiesen ward, wo sie 803 starb.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 455-456.
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