Kaland

[530] Kaland ist der Name einer Gesellschaft oder Brüderschaft, welche im 13. Jahrh. in Deutschland entstand und sich ziemlich weit ausbreitete. Dieselbe hatte ursprünglich den religiösen Zweck, an dem Ersten jedes Monats zusammenzukommen, um für die Seelen der verstorbenen Freunde und Verwandten zu beten, Seelenmessen für dieselben lesen zu lassen und dann zu einem Festmahle sich zu versammeln. Da im römischen Kalender der erste jedes Monats die Kalenden hieß, so entstand hieraus der Name Kaland. Die Orte, wo sich die Brüderschaften versammelten, hießen Kalandshäuser oder Kalandshöfe und die Mitglieder nannten sich, die Laien Kalandsbrüder, die Geistlichen Kalandsherren. Nach und nach gab man die minder erfreuliche Sorge für die Verstorbenen auf und behielt nur die Gastmahle bei, welche zu vielfachen Ausschweifungen Veranlassung gaben, in deren Folge die Zusammenkünfte erst nur auf die hohen Festtage beschränkt, endlich aber ganz untersagt wurden. Noch jetzt besteht indeß ein Kalandsstift in Braunschweig, zu dem Geistliche und Schullehrer gehören, die für gewisse Einkünfte zum regelmäßigen Besuch eines kurzen sonntäglichen Gottesdienstes verpflichtet sind. Der Name Kalanden hat sich noch in einigen Gegenden Niedersachsens erhalten, indem man damit festliche Gastmahle, besonders aber die jährlichen Zusammenkünfte der Geistlichen aus einem Bezirke bezeichnet. Kalandiren wird wol auch überhaupt das Herumschweifen auf Gastmählern und Gelagen genannt. Ein noch den Namen Kalandshof führendes Gebäude in Berlin wird jetzt als Staatsgefängniß benutzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 530.
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