Kaleidoskop

[530] Kaleidoskop oder Schöngucker wird ein Spielwerk genannt, welches der berühmte Physiker Brewster in Edinburg erfunden hat und das eine Zeitlang sehr beliebt war. Dasselbe besteht aus einem inwendig geschwärzten Rohre, durch welches der Länge nach Spiegel gehen, die in einem Winkel gegeneinander geneigt sind. Unten hat das Rohr einen Ansatz, der nach oben mit einem klaren, nach unten mit einem mattgeschliffenen Glase verschlossen ist. Zwischen diese beiden Gläser bringt man allerlei bunte Kleinigkeiten, farbige Glasstückchen, Perlen, Moosstückchen, Blumenblätter, bunte Papierschnitzel u. dgl. Der obere Theil des Rohres ist mit einem Deckel verschlossen, in dessen Mitte eine kleine runde Öffnung angebracht ist. Diese Öffnung hält man vor das Auge, wendet das mattgeschliffene Glas gegen das Licht und erblickt nun stets eine schöne symmetrische Figur, welche sich jedes Mal verändert, wenn man das Rohr etwas wendet oder erschüttert. Der Grund der unberechenbar großen Mannichfaltigkeit der Figuren ist die Anordnung, welche die kleinen Gegenstände zwischen den beiden Gläsern zufällig annehmen und die. Ursache der Regelmäßigkeit der erscheinenden Figuren sind die beiden Spiegel. Jeder von denselben spiegelt nämlich die kleinen Körperchen in der Lage ab, die sie eben haben, und das von ihm so hergestellte Bild spiegelt sich wieder in dem andern Spiegel. Von der Größe des Winkels, den die beiden Spiegel miteinander machen, hängt es ab, wie oft diese Spiegelung geschieht. Die einzelnen Spiegelbilder erscheinen dem Auge nebeneinander geordnet und dieses hat daher stets den Anblick einer aus allen diesen untereinander gleichen Bildern wohlgeordneten Figur. Die Vervielfältigung des Bildes wird gefunden, wenn man mit der Anzahl der Grade, welche den Neigungswinkel der Spiegel ausdrücken, in 360 dividirt. Zeichner von Mustern, Arabesken, Rosetten u. dgl. können sich des Kaleidoskops als eines Mittels bedienen, um zahllose Vorbilder zu neuen Darstellungen zu erhalten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 530.
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