Katechismus

[581] Katechismus ist ein Buch in Fragen und Antworten abgefaßt, zum Unterricht in den Grundwahrheiten der christl. Religion oder auch jeder andern Kunst und Wissenschaft. Fast jede Partei und Sekte der christl. Kirche hat Katechismen als kurze Abrisse des Glaubens für den Jugend- und Volksunterricht aufzuweisen. In der kathol. Kirche war der römische, in der reformirten der heidelberger Katechismus allgemein im Gebrauch. Beide entstanden nach Luther's Vorgange, der nach der von ihm gehaltenen Kirchenvisitation, wo er eine kaum glaubliche Unwissenheit der Geistlichen und des Volkes in der Religion entdeckte, 1529 seine beiden Katechismen schrieb, den kleinen für das Volk, den größern zum Gebrauch der Lehrer. Beide bestehen aus fünf Hauptabschnitten, nämlich: den zehn Geboten, dem apostol. Glaubensbekenntniß, dem Vaterunser, dem Unterricht von der Taufe und dem Abendmahl. Bisher bildeten diese Katechismen in der protestant. Kirche nicht nur in den Schulen die Grundlage des Religionsunterrichts, sondern es mußten auch, um sie zu erklären, des Sonntags und in der Woche zu gewissen Zeiten die sogenannten Katechismuspredigten und Eramina, welche letztern hin und wieder noch vorkommen, gehalten werden. Als sich das Urtheil bildete, daß Luther's Katechismus, bei allen Vorzügen für seine Zeit, doch nicht Alles umfasse, was zu einem bildenden, faßlichen Unterricht im Christenthume gehöre, wurde derselbe aus den Schulen verdrängt und seine Stelle durch neue Lehrbücher ersetzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 581.
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