Münnich

[216] Münnich (Burkhard Christoph, Graf v.), russ. Staatsminister und Generalfeldmarschall, geb. 1683 im Herzogthum Oldenburg, war ein Sohn des ostfries. Geheimraths und Deichgrafen M. Nachdem er im Heere mehrer deutschen Fürsten, zuletzt auch im schwed. gedient hatte, ging er nach Karl XII. Tode 1720 in russ. Dienste, wurde von Peter dem Großen als Generallieutenant angestellt, von Peter II. 1727 zum General en Chef und 1728 in den Grafenstand erhoben und gelangte unter der Kaiserin Anna als Generalfeldmarschall und Präsident des Kriegscollegiums an die Spitze des russ. Kriegswesens, bei dem er die wichtigsten Verbesserungen einführte, auch viel zum Sturze seines Gegners Menschikoff (s.d.) beitrug. Für den König August III. von Polen eroberte M. 1734 mit einem russ. Heere Danzig, befehligte 1736–39 im Kriege gegen die Türken, während dessen er die Krim verheerte, die Festungen Asow, Oczakow und Choczim eroberte, einen großen Sieg bei Stawutschan erfocht und die Moldau besetzte, was ihm außer andern Ehrenbezeigungen auch die lange gewünschte Ernennung zum Obristlieutenant der preobraschenskischen Garde einbrachte. Zum Theil auf seinen Betrieb hatte die Kaiserin den unmündigen Sohn ihrer Schwestertochter Anna und des Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel unter Vormundschaft ihres verdienstlosen Günstlings, des Herzogs Ernst Johann Biron von Kurland, zu ihrem Nachfolger ernannt; als dieser aber M. nicht den erwarteten unbegrenzten Einfluß gestattete, stürzte er denselben 1740 und des Kaisers Mutter ward nun Regentin, M. Premierminister und [216] Biron nach Sibirien verbannt. Da jedoch die Regentin gegen M.'s Ansicht wenig Neigung zu einem Bündniß mit Preußen bewies, nahm er seine Entlassung, die ihm mit einem Jahrgelde von 15,000 Rubeln gewährt wurde, nachdem er vorher schon die Biron'sche Herrschaft Wartenberg in Schlesien geschenkt erhalten hatte. Bevor aber M. die beabsichtigte Reise nach Deutschland antrat, riß die Kaiserin Elisabeth (s.d.) im Dec. 1741 die Regierung an sich und so bewirkten seine Feinde, daß er verhaftet, zum Tode verurtheilt, zuletzt jedoch mit Verlust seiner Güter begnadigt und nach Sibirien geschickt wurde. Erst 1762 ward M. von Peter III. zurückberufen, erhielt seine frühern Würden wieder und starb 1767 zu Petersburg. Das im Oldenburgischen von ihm gestiftete Fideicommiß wird von Seitenverwandten M.'s benutzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 216-217.
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