Meerrettig

[99] Meerrettig (der) oder Kreen, eine ausdauernde Gemüsepflanze, wächst wild an Gräben, Bächen, Fischteichen und ähnlichen Orten in mehren Gegenden von Deutschland, hat gegen drei F. lange, sechs Zoll breite und am Rande eingeschnittene Blätter, wird bis zwei F. hoch und trägt vierblättrige, weiße oder röthliche Blüten, aus denen Schötchen mit rundlichen, schwarzen Samen entstehen. Benutzt wird von der Pflanze die über einen Fuß lange, mitunter armstarke, weißliche Wurzel, welche einen scharfen, beißenden Geschmack hat und klar gerieben, auf mancherlei Art als Zukost zu Fleisch und Fischen zubereitet wird. Der zum Küchengebrauch bestimmte Meerrettig verlangt zu seinem Gedeihen einen sorgfältigen Anbau und zwar einen feuchten, jedoch keineswegs nassen, dabei lockern und fetten Boden, verträgt aber keine frische Düngung. Seine Fortpflanzung geschieht im Frühjahr am zweckmäßigsten durch die längsten und stärksten Nebenwurzeln oder die untersten jungen Wurzeln, welche man im Herbste von den zum Gebrauche ausgegrabenen großen Wurzeln abschneidet, den Winter über in Sand im Keller aufbewahrt und gegen Ende April auf den dazu tief und sorgfältig umgearbeiteten Beeten in ungefähr neun Zoll voneinander entfernte, gegen Morgen oder Mittag gerichtete schräge Löcher pflanzt und die Erde fest andrückt. Minder vortheilhaft ist es zu demselben Zwecke, große Wurzeln in einige Zoll lange Stücke zu zerschneiden oder nur die Kronen derselben etwa einen Fuß tief zu pflanzen, weil auf diesem Wege viel knotige und kleine, allein wenig starke Wurzeln erhalten werden. Wo man den Meerrettig nur im Kleinen baut, gräbt man deshalb auch die Hauptwurzeln im August so weit auf, daß sie nur noch mit dem untern Theile im Boden festsitzen, nimmt alle Seitenwurzeln davon ab und deckt sie dann wieder zu. Wo einmal Meerrettig gebaut worden, wuchert er so stark, daß er schwer auszurotten ist, da die kleinsten Wurzelfasern wieder ausschlagen. Um Meerrettig getrocknet aufzubewahren, schneidet man die Wurzeln in dünne Stücke, dörrt diese bei mäßiger Wärme, stößt sie dann zu Pulver und verwahrt es, nachdem es gesiebt worden, in luftdicht verschlossenen Gläsern. Mit Wasser angefeuchtet, erhält es dann schnell seine frühern Eigenschaften wieder.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 99.
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