Neubritannien

[269] Neubritannien oder die Hudsonsländer. Unter diesem Namen pflegt man nach dem Vorgange der Engländer alle nördl. und westl. von Canada gelegenen, von Großbritannien in Anspruch genommenen Gebiete im nordöstl. Amerika zusammenzufassen. Diese sind folgende: Labrador, auch für sich Neubritannien genannt, der nordöstl. Theil des amerik. Festlandes, welches im W. von der Hudsonsbai, im N. von der Hudsonsstraße, östl. vom atlantischen Meere, südl. vom Lorenzbusen und Canada begrenzt wird, über 24,000 ! M. enthält und zum großbrit. Gouvernement Neufundland (s.d.) gezogen ist. Pelzwild, reicher Stockfischfang an der Ostküste, eine außerordentliche Menge Seehunde an der Nord- und Westküste, Walfischfang, Eisen, Kupfer, Asbest, der in schönen Regenbogenfarben spielende, Labradorstein genannte Feldspath und einige andere Mineralien sind das Vorzüglichste, was sich in und bei Labrador Nutzbares findet. Die Bewohner der Küsten sind Eskimos (s.d.) und im Innern Indianer, die größten Feinde der erstern, leben von Jagd und Fischfang und verhandeln ihr zusammengebrachtes Pelzwerk an die Agenten der Hudsonsbaigesellschaft, wovon, sowie von den Niederlassungen derselben und denen seit 1765 begründeten der Brüdergemeine [269] (s.d.), wo jetzt gegen 600 christliche Eskimos sich angesiedelt haben, unter Hudsonsbai und Labrador (s.d.) das Weitere gesagt worden ist. – Die Westküste des Hudsonsmeers wird von Neuwales gebildet, welches nordöstl. in die von Eskimos bewohnte Halbinsel Melville ausläuft und bis zum 70° nördl. Br. reicht. Es ist dem engl. Gouvernement von Quebeck in Canada untergeordnet, umfaßt an 30,000 ! M., ist gebirgig und waldig im Südosten, morastig im Westen und hat ein noch rauheres Klima als Labrador. In gleicher Breite mit dem südl. Schweden gerann Weingeist im Nov. zu Öl, das Eis auf den Gewässern war 8 F. stark und 12 F. tief in die Erde gegrabene Fässer mit Bier zersprengte der Frost. Die Flüsse bilden meist hohe Wasserfälle und der kleine Gras- oder Nelsonfluß, welcher aus dem Winnipegsee abfließt, ist als die gewöhnliche Wasserstraße der Pelzhändler merkwürdig. Blei, Eisen, Kupfer, Steinkohlen und andere nutzbare Mineralien werden auch hier, sowie die in Nordamerika heimischen wilden Thiere gefunden, die aber meist im Winter weiß werden und einen stärkern Winterpelz wie anderswo bekommen. Außer den Eskimos leben auch hier Tschippeways und andere Indianer von Jagd und Fischfang. Der Churchillfluß scheidet das Land in Neu-Nordwales, an dessen Küsten der Repulse-, Wager- und Chesterfieldbai liegen und in Neusüdwales, wo an der Mündung des Churchill das gleichnamige, auch Prinz Wales-Fort, an der Mündung des Nelsonflusses, das Fort York, sowie überhaupt die vorzüglichsten Factoreien der Hudsonsbaigesellschaft an der Küste und im Innern liegen. Endlich kommen hierzu noch die Binnenländer, welche sich westl. von Neuwales bis zu dem Felsengebirge und von der mit dem 49° nördl. Breite zusammenfallenden Grenze der Vereinigten Staaten bis zum Eismeere erstrecken. Diese 48,000 ! M. enthaltenden Gebiete werden von Zweigen des Felsengebirges durchzogen, in der Richtung nach N. und Nordost vom Mackenziefluß und Kupferflusse, die ins Eismeer münden, vom Churchill, Head, Nelson und andern durchströmt. Unter den vielen Seen sind der Sklavensee, welcher 1400 ! M. bedeckt, der Athapeskow, der Clair-, Hirsch-, Biber- und Winnipegsee. Dies von vielleicht jetzt nicht mehr 100,000 Eskimos und Indianern verschiedener Stämme, unter denen im letzten Jahre die Blattern Tausende hinrafften, bewohnte Land mit seinen Eichen-, Ahorn-, Cedern- und Nadelholzwaldungen, ist die eigentliche Heimat des amerik. Pelzwildes, sowie vieler großer Thiere, der Bison- und Moschusstiere, Elenn- und Rennthiere, Hirsche und Moosethiere, Bären u.s.w. Weiße Bewohner sind nur die 3–400 Pelzhändler und Wächter in den von der Hudsonsbai- und Montrealgesellschaft an verschiedenen Punkten angelegten Factoreien und sogenannten Forts, welche in hölzernen, mit Palissaden umgebenen Gebäuden bestehen, die von einigen kleinen Kanonen vertheidigt werden. Seit dem 17. Jahrh. haben erst franz. und nachher engl. Pelzhändler diese Länder vielfach durchstreift, allein da es in ihrem Interesse lag, die Gelegenheit derselben zu verheimlichen, so sind genauere Nachrichten fast blos über die Gegenden vorhanden, welche von den auf Erforschung des Polarmeers ausgegangenen Reisenden besucht worden sind. – Neubritannien heißt auch eine Inselgruppe Australiens, östl. von Neuguinea und durch die Dampiersstraße davon getrennt, mit einem Flächeninhalte von 1128 ! M.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 269-270.
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