Eskimos

Eskimos

[697] Eskimos (die) sind eine wenig zahlreiche, in den nördl. Theilen des brit. Nordamerikas und auf den meisten Küsten und Inseln des Nordpolarmeeres einheimische Völkerschaft, der auch die Samojeden und Kamtschadalen im nördl. europ. und asiat. Rußland anzugehören scheinen, deren Körperbildung, Geräthschaften und Wohnungen mit denen der Eskimos sehr übereinstimmen.

Diese sind klein und höchstens 5 F. groß, aber von gedrungener Gestalt, haben breite Gesichter, platte, doch nicht sehr breite Nasen, vorstehende Backen, großen Mund, nußbraune Augen und starkes, schwarzes, herabhängendes Haar; den Männern fehlt zum Theil der Bart. Die Kleidung beider Geschlechter besteht in anliegenden Unterkleidern von Rennthierfellen oder zusammengenäheten Vogelhäuten, wobei Pelz und Federn aber nach innen gekehrt werden, und in einem hemdartigen weiten Oberkleide von Seehund- und Robbenfellen; das Oberkleid der Weiber ist sehr weit, um unter demselben ein Kind auf dem Rücken tragen zu können; auch ist oben an demselben eine große Capuze angebracht, die bei bösem Wetter über den Kopf gezogen wird. Die Eskimos bemalen sich Gesicht und Arme, machen sich Einschnitte unter die Unterlippe, sodaß es aussieht, als hätten sie einen doppelten Mund, und die im westl. Nordamerika tragen auch Stückchen Elfenbein, bunte Steine u. dgl. in den Unterlippen. Ihre Wohnungen liegen zum Theil unter der Erde, sind kugelförmig gewölbt und an geschützten Stellen aus Erde, Steinen und Moos erbaut und die Stelle der Fenster vertreten mit Seehundsgedärmen überspannte Öffnungen; auch erbauen sie sich ähnliche Hütten sehr künstlich von Schnee, die das Tageslicht durch ein ins Dach eingefügtes Stück Eis erhellt. Sie enthalten nur einen Raum, sind gegen 7 F. hoch, doppelt so breit und statt der Thüre dient ein enger, langer und so niedriger Gang, daß man nur einzeln und gebückt hineinkommen kann. Von Charakter gutmüthig und heiter, sind die Eskimos doch geschworene Feinde der Indianer; auch scheinen ihre Ansichten von rechtlichem Eigenthum sehr unbestimmt, da sie stets Neigung zum Stehlen zeigen. Geistig sehr beschränkt, [697] verehren doch die meisten ein gutes und ein böses höchstes Wesen; seit 1777 aber haben die mährischen Brüder angefangen, einzelne für das Christenthum zu gewinnen. Da ihre kalte Heimat, die sie gleichwol überaus lieben, ihnen von Pflanzen fast blos Moos und Zwergbirken darbietet, der Hund ihr einziges Haus- und Zugthier ist und sie noch nicht einmal die Rennthiere zu zähmen wissen, so sind Fische und Seehunde ihre vorzüglichsten Nahrungsmittel, und Seehundsblut, Thran und Fettigkeiten sind für sie Leckereien. Ihre Kähne bestehen aus mit Seehundsfellen überzogenen hölzernen Gestellen, sind so leicht, daß man sie unter dem Arme tragen kann und, bis auf eine runde Öffnung in der Mitte für einen Mann, auch oben verdeckt. Sie wissen damit ungemein gewandt umzugehen, besitzen aber auch größere Fahrzeuge, in denen bis 12 Personen Raum haben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 697-698.
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