Orangemen

[345] Orangemen oder Oranienmänner, Orangisten, die von den irländ. Katholiken jenem Theile der protestantischen Bewohner Irlands gegebenen Parteinamen, welche der von ihnen verlangten völligen Rechtsgleichheit mit der protestantischen Bevölkerung Großbritanniens entgegen sind, rühren aus der Zeit her, wo nach der Flucht des katholischen Königs Jakob II., durch den die Katholiken nicht blos gleiche Rechte mit den Protestanten, sondern das Übergewicht über dieselben zu erhalten hofften, die irländ. Protestanten den nach England gekommenen Prinzen Wilhelm von Oranien als König anerkannten. Den noch nicht den siebenten Theil der Einwohner Irlands bildenden Protestanten blieb seitdem dort der verhaßte Name Oranienmänner, gegen die bei verschiedenen Gelegenheiten Aufstände des katholischen Volkes stattfanden, daher sich jene zur gemeinsamen Vertheidigung mit den Waffen verbündeten. Haß und nur zu häufig Aufruhr und Blutvergießen war seitdem die Folge dieser religiös-politischen Spaltung, zu deren Fortdauer die hohe Geistlichkeit der engl. Kirche und die Tories wesentlich beitrugen. Noch seit 1823 ward in Folge der Erneuerung des katholischen Vereins auch die Verbindung der Orangisten von Neuem befestigt und erweitert, bestand auch nach Aufhebung jenes Vereins unter dem Schutze der Tories und der Geistlichen der Hochkirche fort und es wurden unter den bürgerlichen und Militairpersonen nicht blos in ganz Großbritannien, sondern selbst in den engl. Colonien Orangelogen gestiftet, deren Mitglieder sich an geheimen Losungsworten und Zeichen erkannten, Geldbeiträge zahlten, von denen nur Soldaten und Matrosen ausgenommen waren, und die, 220,000 bewaffnete Oranienmänner an der Zahl, sämmtlich der großen Orangeloge für Irland gehorchten, deren Großmeister der engl. Feldmarschall, Herzog Ernst August von Cumberland, der jetzige König von Hanover, war. Die Umtriebe dieser Verbindung richteten endlich die Aufmerksamkeit des Unterhauses auf dieselbe, das eine Untersuchung deshalb anordnete, welche dieselbe als gefährlich für die Kriegszucht des Heers und den Frieden des Landes und entschieden politische Zwecke verfolgend, erkannte; ja selbst von einer beabsichtigten, gewaltsamen Veränderung der gesetzlichen Thronfolge ging die Rede und der herzogl. Großmeister verließ England, ehe die Vorlegung jenes Berichtes der Untersuchungscommission im Unterhause stattfand. Vom Oberbefehlshaber des engl. Heers ward hierauf durch einen Tagsbefehl allen Offizieren und Gemeinen die Theilnahme an solchen Vereinen untersagt und angeordnet, daß künftige Beförderer und Stifter ähnlicher Verbindungen im Heere vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollten, was die Niederlegung der Großmeisterwürde von Seiten des Herzogs von Cumberland voraussetzte. Die Orangelogen lösten sich in Folge dessen auf, doch ist neuerdings von einen Wiederaufleben derselben in Irland die Rede.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 345.
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