Pantomime

[394] Pantomime heißt ein Schauspieler, wenn er ohne die Mitwirkung der Rede blos durch Geberden und Mienen darstellt, eine solche Darstellung aber wird eine pantomimische oder auch eine Pantomime, die Kunst selbst, durch Geberden allein darzustellen, Pantomimik genannt. Pantomimische Darstellungen können überhaupt von zweierlei Art, nämlich entweder solche sein, die einen Vorgang oder einzelne Charaktere u. dgl. m., wie durch Gemälde und Bildsäulen, also unbeweglich und ohne Fortschreiten der etwa vorgestellten Handlung, ohne Veränderung der angenommenen Stellungen und Geberden dem Auge vorführen, oder die durch Bewegung, Geberdenwechsel und Ruhe, je nachdem es dem vorliegenden Zwecke entspricht, Handlungen vorstellen. Letztere werden unter Pantomimen oder dramatisch-pantomimischen Vorstellungen im eigentlichen Sinne verstanden und zur Ergänzung und Erhöhung des Ausdruckes der Geberden meist mit Musikbegleitung verbunden; gesellt sich auch noch der Tanz dazu, so entsteht das Ballet. (S. Tanz.) Im Alterthume schon gab es Schauspieler, welche blos durch stumme Geberden und Mienen dar. stellten, anfangs im Lustspiele neben den andern Schauspielern mit auftraten, später aber von ihnen getrennt theatralische Vorstellungen gaben, auch bei Gastmahlen zur Unterhaltung der Gäste beitragen mußten. Das Verständniß ihrer [394] Darstellungen wurde besonders durch eine, wie es scheint, damals allgemein gekannte Fingersprache und mit bestimmten Bedeutungen verknüpfte Handbewegungen vermittelt, von denen sich im südl. Italien und im Orient noch Manches erhalten hat, wie es überhaupt bei vielen südl. Völkern immer noch Sitte ist, die Rede reichlich mit schicklichen und lebhaften Geberden zu begleiten. Bei ihnen blieben denn auch pantomimisch Darstellungen fortwährend im Gebrauch und selbst in Persien und China sind sie eine der beliebtesten Unterhaltungen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 394-395.
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