Purpur

[598] Purpur, ein prächtiges und dauerhaftes Roth, welches den Alten schon in verschiedenen Abstufungen zwischen hell und dunkel bekannt war. Da sie die schönern derselben nur mittels des färbenden Saftes einiger Arten im Meere lebender Schnecken, daher Purpurschnecken genannt und von welchen jede nur einzelne Tropfen davon enthält, darzustellen verstanden, so gehörten damit gefärbte Stoffe zu den kostbarsten Dingen. Die Erfindung des Purpurs wird den Phöniziern zugeschrieben und darüber näher erzählt, daß ein phöniz. Hirt, welcher in der Gegend von Tyrus seine Heerde in der Nähe des Meeres gehütet, eines Tages an seinem Hunde eine rothgefärbte Schnauze bemerkt habe. In der Meinung, derselbe habe sich verletzt, reinigte er das Thier mit einem Flocken Wolle, fand jedoch keine Verwundung und sah hinterher, daß die Wolle eine schön dunkelrothe Farbe bekam. Er spürte nun der ersten Veranlassung nach und entdeckte, daß sein Hund Purpurschnecken zerbissen habe. Das Purpurfärben wurde später nicht blos von Phöniziern, sondern auch von den Griechen betrieben und außer dem tyrischen Purpur war der von der Insel Kos und der in Tarent verfertigte am berühmtesten. Nach dem Untergange des röm. Reichs ging die Purpurfärberei der Alten verloren, ist jedoch in neuerer Zeit wieder aufgefunden worden. Da man jedoch vorzüglich durch Cochenille, ja schon aus Kermes jetzt ein reineres und schöneres Roth darzustellen versteht, das auch weit billiger ist, so findet sie keine Anwendung. Wie schon bei dem Alten die Purpurfarbe auch als Auszeichnung diente, und die röm. Senatoren z.B. breite, die röm. Ritter etwas schmälere Purpurstreifen an ihren Gewändern trugen, so ist es auch jetzt noch der Fall und die Cardinäle z.B. tragen purpurfarbene Hüte, und Purpurmäntel gehören zum höchsten Prunke der Fürsten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 598.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: