Reineke der Fuchs

[663] Reineke der Fuchs heißt ein aus altfränk. und folglich deutschen Quellen hervorgegangenes Fabelgedicht, welches in den Niederlanden und Nordfrankreich, sowie in Ober- und Niederdeutschland mehrfache Überarbeitungen erfahren hat und zunächst in einer niedersäch. Bearbeitung wieder allgemein verbreitet wurde, die 1498 zu Lübeck herauskam, von der aber nur ein Exemplar in der Bibliothek zu Wolfenbüttel vorhanden ist. Gegenstand der Dichtung sind die Schicksale des ränkevollen Reineke (des Fuchses) am Hofe des Königs Nobel (des Löwen), die mit gesunder Laune und treffendem Witze geschildert sind und als satirische Darstellung des Treibens an einem verdorbenen Hofe gelten können. Daher hat man auch geschichtliche Beziehungen desselben aufzufinden versucht und es namentlich auf einen König Zuentibold von Lothringen und einen Herzog Reginhardt an dessen Hofe deuten wollen, was aber den neuesten Forschungen zufolge unbegründet ist. Über den Verfasser ist bis jetzt nichts Zuverlässiges aufgefunden worden. Hochdeutsche Bearbeitungen dieses als Volksbuch fortwährend beliebten Gedichts sind zuletzt von Göthe in Hexametern, von Soltau (Braunschw. 1803; neue Aufl. 1823) und von einem Ungenannten im Versmaße des Originals, d.h. in kurzen gereimten Jamben oder Knittelversen (Lpz. 1834) geliefert worden, welche letztere sehr gelungen ist. Die neueste Ausgabe des Originals mit einem erklärenden Wörterverzeichniß hat Hofmann (Bresl. 1833) geliefert.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 663.
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