Ricci

[703] Ricci (Scipio), der um seiner aufgeklärten Ansichten und Verbesserungen im Kirchen- und Religionswesen willen von den Römlingen verfolgte Bischof von Pistoja und Prato in Toscana, war 1741 zu Florenz geboren und erhielt seine Bildung in einem röm. Seminar Mit Lebhaftigkeit nahm er sich der vom Erzherzog Leopold im Geiste seines Bruders, des Kaisers Joseph II., in Toscana begonnenen Umgestaltungen an, beförderte namentlich die Verbesserung des Volksunterrichts, suchte die Kirchenzucht in Bezug auf die Geistlichkeit zu heben, Processionen und Feiertage zu vermindern und für die Aufklärung durch Verbreitung guter Bücher zu wirken. Auf einer von ihm 1786 zu Pistoja versammelten Synode wurden die 1682 von der franz. Geistlichkeit aufgestellten Grundsätze der gallicanischen Kirchenfreiheit angenommen und die Ausführung der beabsichtigten allgemeinen Reform der Kirche in Toscana ward nur durch den Tod Joseph II. gehindert. R. verlor nun seinen Beschützer, indem Leopold Kaiser ward; die früher schon gegen ihn gerichteten Verunglimpfungen seiner Gegner mehrten sich und man nöthigte ihn nach kurzer Zeit zur Abdankung. Die Achtung der Einsichtigen blieb ihm auch in seiner Zurückgezogenheit, seinen Feinden aber genügte diese noch nicht, sondern nach Abzug der franz. Truppen aus Toscana ward R. 1799 als Anhänger Frankreichs verhaftet und in ein Dominikanerkloster gebracht. Erst bei der Wiederkehr der Franzosen erhielt er seine Freiheit wieder, ward aber später von Neuem beunruhigt, erklärte daher 1805, um endlich in Frieden gelassen zu werden, dem Papste seine völlige Unterwürfigkeit und starb im J. 1810.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 703.
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