Torgau

[452] Torgau, Kreisstadt im merseburger Regierungsbezirk des preuß. Herzogthums Sachsen und eine der vornehmsten Festungen des preuß. Staats, hat 7000 Einw. und liegt am linken Ufer der Elbe, über die eine Brücke mit einem starken Brückenkopfe am rechten Ufer führt, in einer von Teichen und Niederungen durchschnittenen, den Elbüberschwemmungen ausgesetzten Gegend. Es befindet sich daselbst ein Lyceum, und Elbschiffahrt, Handel, einige Zeuchwebereien, Gerbereien und andere Gewerbe bilden die Nahrungsquellen der Stadt. Das zuerst 1481 vom sächs. Herzog Albert erbaute, der Elbbrücke gegenüber auf einem Felsen gelegene Schloß Hartenfels ist jetzt in eine Art Citadelle verwandelt; die Stadtkirche enthält das Grabmal von Luther's Gattin, Katharina von Bora, und einige Gemälde von Lukas Kranach. T. ist in der Reformationsgeschichte berühmt durch das Torgauische Bündniß, welches 1526 zum Schutze der neuen Lehre vom Kurfürsten Johann von Sachsen und Landgrafen Philipp von Hessen, unter Beitritt mehrer anderer Fürsten, Grafen und Städte geschlossen wurde. In T. verfaßten Luther und seine Freunde die Torgauer Artikel, welche die Grundlage der augsburg. Confession wurden, und im J. 1576 ward auch das sogenannte torgauer Buch hier verfaßt, welches gegen die heimlichen Calvinisten gerichtet war und später die Grundlage der Concordienformel (s.d.) abgab. Von T. aus erging 1690 die Verordnung wegen Einführung des leipz. Münzfußes (s. Münze), der deshalb auch manchmal der torganische genannt wird In eine Festung verwandelt wurde T. seit 1807 nach Schleifung der dresdner Festungswerke und auf Napoleon's Betrieb, war aber nach einem Aufwande von 3 Mill. Thlrn. 1813 noch nicht vollendet, obgleich zur Vertheidigung schon geschickt. Beim ersten Vordringen der Verbündeten über die Elbe wurde T. mit der unter General Thielmann dort eingeschlossenen sächs. Armee für neutral erklärt, als letztere sich [452] später den Franzosen wieder anschloß, von franz. Truppen besetzt, die es nach einer förmlichen Belagerung mittels Capitulation am 10. Jan. 1814 übergaben. Nach der Abtretung an Preußen ist die Festung vollends zu ihrer jetzigen Bedeutung ausgebaut und erweitert worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 452-453.
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