Tuberkeln

[490] Tuberkeln werden widernatürlich in dem Gewebe der Eingeweide des thierischen oder menschlichen Körpers vorhandene Knoten oder Verhärtungen genannt, welche undurchsichtig, von weißgelblicher Farbe, von gewöhnlich runder Gestalt und ursprünglich hart sind, allmälig jedoch, während die nächstgelegenen gesunden Organtheile sich entzünden, mit oder ohne Veranlassung sich erweichen und dann in Verschwärung übergehen, sodaß zuletzt an ihrer Stelle mehr oder weniger ausgedehnte geschwürige Höhlen entstehen. Die Tuberkeln sind krankhafte Säfteerzeugnisse, welche, ohne selbst eine Spur von Organisation oder auch nur Leben wahrnehmen zu lassen, in das Zellgewebe der Organe abgelagert werden, kommen fast in allen Organen vor, am häufigsten jedoch in den Lungen, dem Gekröse, der Leber und dem Gehirn, können sich aber überhaupt überall da bilden wo Aushauchung statt hat, haben eine verschiedene Größe und zwar von der eines mit bloßen Augen kaum erkennbaren kleinen Stecknadelkopfs bis zu der einer Haselnuß und darüber, können lange Zeit in ihrem ursprünglichen verhärteten Zustande verharren, vergrößern sich aber nach und nach, ziehen dann das benachbarte gesunde Organgewebe in ihren Bereich und geben die häufigste Veranlassung zur Entstehung der verschiedenen Schwindsuchten, ganz besonders aber der Lungenschwindsucht. Sie können angeboren sein, aber sich auch erst im Verlaufe des Lebens bilden, was dann am gewöhnlichsten unter dem Einflusse der Skrofelsucht geschieht, und werden in jedem Lebensalter beobachtet. Tuberkeln im Gehirn und Rückenmark, die vorzugsweise bei Kindern vorkommen, verrathen sich gewöhnlich durch anhaltende oder aussetzende, mitunter sehr heftige Schmerzen und Erbrechen, andere Male durch Convulsionen, epileptische Zufälle, Lähmungen; Tuberkeln in den Lungen die vorzüglich dem Jünglings- und Mannesalter gefährlich werden, durch Kurzathmigkeit bei stärkern körperlichen Bewegungen, wie Laufen, Tanzen u. dergl., kurzen trockenen Husten, flüchtige Stiche u.s.w.; Tuberkeln im Gekröse oder den Gedärmen durch die Erscheinungen der beginnenden Abzehrung (s.d.).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 490.
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