Xerxes I.

[769] Xerxes I., 486–465 v. Chr. König von Persien, ein Sohn des Darius Hystaspes (s. Darius), gelangte durch die Ränke seiner Mutter Atossa mit Verdrängung seines ältern Bruders zur Regierung und sah sich, ganz seinen weichlichen Gewohnheiten entgegen, zu kriegerischen Unternehmungen genöthigt, welche noch von Darius gegen das abgefallene Ägypten und gegen Griechenland vorbereitet waren. Da ihm die Unterwerfung Ägyptens in einem Feldzuge glückte, glaubte er mit Griechenland ebenso schnell fertig zu werden, zu dessen Bekämpfung ihn obendrein viele an seinem Hofe verweilende vornehme griech. Flüchtlinge antrieben. Um jedoch des Sieges gewiß zu sein, versammelte er ein beispiellos zahlreiches Heer, das von griech. Geschichtschreibern auf 2 Mill. angegeben wird, und eine gewaltige Flotte. So übertrieben diese Schätzung sein mag, war es jedenfalls zur Überwältigung Griechenlands hinreichend, gegen das es im I. 480 aufbrach. Vorher schon hatte er in den zu durchziehenden Gegenden große Magazine anlegen lassen, und zum Übergange über den Hellespont ward zwischen Sestos und Abydos eine Schiffbrücke geschlagen. Als diese ein Sturm zerriß, ließ X. Fußschellen ins Meer werfen und ihm Ruthenstreiche geben, um das ungehorsame zu strafen, und nachdem er noch von einem Thurme herab eine Heerschau über Landtruppen und Flotte gehalten hatte, ging ersteres über die Brücke, was sieben Tage und Nächte gewährt haben soll. Thracien, Macedonien, Thessalien wurden durchzogen und nachdem der heldenmüthige Leonidas (s.d.) in den Engpässen von Thermopylä mit seinen Spartanern erlegen war, das von seinen Einwohnern verlassene Athen verbrannt. X. war bei der Flotte geblieben, welche nach der unentschiedenen Schlacht beim Vorgebirge Artemisium (auf Negroponte) vom Themistokles (s.d.) bei Salamis gänzlich geschlagen wurde, was X. von einer Anhöhe mit ansah, beschämt und ingrimmig nach dem Hellespont zurückkehrte und mit Mühe einen Kahn fand, in dem er nach Asien übersetzen konnte. Sein in Griechenland zurückgelassener Feldherr Mardonius ward bald nachher bei Platää (479) geschlagen, X. aber ging, nachdem er noch alle griech. Tempel in Asien verbrennen lassen, nach Persien zurück, wo er ein schwelgerisches Leben führte, bis er 465 von Artabanus, einem seiner Günstlinge und Obersten seiner Leibwache, verachtet von seinen Unterthanen, ermordet und sein jüngster Sohn Artaxerxes I. sein Nachfolger wurde.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 769.
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